Berlinale 2020: Internationale Jurys Bekanntgabe der Gewinner am 29. Februar 2020 im Berlinale Palast


Bei der Berlinale 2020 wird erneut eine renommierte Internationale Jury über die Vergabe des Goldenen und der Silbernen Bären entscheiden. 18 Filme gehen im Wettbewerb ins Bärenrennen, die Preisträger*innen werden am 29. Februar im Berlinale Palast verkündet. Den Vorsitz der Internationalen Jury übernimmt der Schauspieler Jeremy Irons (siehe Pressemitteilung vom 09. Januar 2020). Die weiteren Jurymitglieder sind die Schauspielerin Bérénice Bejo (Argentinien / Frankreich), die Produzentin Bettina Brokemper (Deutschland), die Regisseurin Annemarie Jacir (Palästina), der Drehbuchautor und Regisseur Kenneth Lonergan (USA), der Schauspieler Luca Marinelli (Italien) und der Filmkritiker, Regisseur und Programmer Kleber Mendonça Filho (Brasilien).
Bérénice Bejo (Argentinien / Frankreich)

Die in Argentinien geborene Bérénice Bejo zog im Alter von drei Jahren nach Frankreich. Ihre Schauspielkarriere begann im Jahr 2000 mit ihrer Rolle in Meilleur espoir féminin (Most Promising Young Actress) von Gérard Jugnot. Ihren internationalen Durchbruch feierte sie 2011 als Hauptdarstellerin des Oscargewinners The Artist (2011) unter der Regie von Michel Hazanavicius. Für diese Rolle wurde sie mit dem César als Beste Darstellerin ausgezeichnet und erhielt weltweite Anerkennung und Auszeichnungen, darunter eine Nominierung für einen BAFTA als Beste Darstellerin und eine Nominierung als Beste Nebendarstellerin bei den Golden Globes und Oscars. Bejo ist auch für ihre Arbeit in Le passé (Le passé – Das Vergangene, 2013) von Asghar Farhadi bekannt, für die sie die Goldene Palme als Beste Schauspielerin gewann. Ihre Filmografie beinhaltet darüber hinaus The Childhood of a Leader (2015) von Brady Corbet, Éternité (Eternity, 2016) von Trần Anh Hùng, L’économie du couple (Die Ökonomie der Liebe, 2016) von Joachim Lafosse und Fai bei sogni (Sweet Dreams – Fai Bei Sogni, 2016) von Marco Bellocchio. Derzeit arbeitet sie an Un drago a forma di nuvola von Sergio Castellitto und Shake Your Cares Away von Tom Shoval.

Bettina Brokemper (Deutschland)
Nach dem Studium von Produktion und Medienwirtschaft an der HFF in München, sowie einem längeren Aufenthalt in Los Angeles, ließ sich Bettina Brokemper 2001 als Produzentin in Köln nieder, wo sie zwei Jahre später gemeinsam mit Helmut Hartl und Stefan Telegdy ihre eigene Firma Heimatfilm gründete. Zu ihren Produktionen gehören unter anderem der Berlinale-Gewinner Bal (Bal – Honig, 2010) von Semih Kaplanoğlu, Margarethe von Trottas Welterfolg Hannah Arendt (2012), der in Sundance gefeierte Wild (2015) von Nicolette Krebitz oder jüngst Jan Bonnys Wintermärchen (2018), der seine Premiere in Locarno feierte. Als Geschäftsführerin der Zentropa Köln war Brokemper, die immer wieder an verschiedenen Filmhochschulen unterrichtet und 2008 mit dem Prix Eurimages ausgezeichnet wurde, darüber hinaus an sämtliche Filmen Lars von Triers seit Dogville (2003) als Ko-Produzentin beteiligt. Zudem hat sie mit Regisseur*innen wie Eran Riklis, Christoph Hochhäusler, Małgorzata Szumowska oder Rupert Everett zusammengearbeitet.

Annemarie Jacir (Palästina)
Gleich mit ihrem ersten langen Spielfilm Milh Hadha al-Bahr (Das Salz des Meeres) wurde Annemarie Jacir 2008 in das offizielle Programm des Filmfestivals von Cannes eingeladen. Ihr Kurzfilm Ka’inana Ashrun Mustaheel (Like Twenty Impossibles, 2003) wurde fünf Jahre zuvor ebenfalls dort gezeigt und war damit der erste arabische Kurzfilm, der jemals in Cannes ausgewählt wurde. Ihr zweiter Spielfilm Lamma shoftak (When I Saw You) feierte 2013 beim Berlinale Forum Premiere und gewann den NETPAC Award für den besten asiatischen Film. Wajib nahm 2017 am Wettbewerb des Locarno Festivals teil. Alle drei Filme gingen als palästinensische Beiträge ins Oscar-Rennen. Mit der Absicht, Menschen vor Ort zu unterrichten und anzustellen gründete Jacir Philistine Films und arbeitet seitdem regelmäßig mit anderen Filmemacher*innen als Editorin, Drehbuchautorin und Produzentin zusammen. Im Jahr 2018 wurde die Regisseurin in die Academy of Motion Picture Arts and Sciences eingeladen und in Cannes in die Jury der Reihe Un Certain Regard berufen. Jacir hat kürzlich das Dar Yusuf Nasri Jacir for Art and Research mitbegründet, ein von Künstler*innen betriebener Raum in ihrer Heimatstadt Bethlehem.

Kenneth Lonergan (USA)
Kenneth Lonergan ist ein US-amerikanischer Drehbuchautor und Filmemacher, der vor allem für seine Arbeit als Autor und Regisseur von Manchester by the Sea (2016) bekannt ist, wofür er über 200 internationale Nominierungen und Auszeichnungen erhielt, darunter einen Oscar und den BAFTA für das beste Drehbuch 2016. Seine weiteren Filme sind Margaret (2011, erweiterte Fassung 2012) und You Can Count on Me (2000), der mit dem Golden Globe und einer Oscar-Nominierung für das Beste Drehbuch ausgezeichnet wurde. Er ist der Co-Autor von Gangs of New York (2002), der mit mehreren Preisen und Nominierungen, darunter einer Oscar-Nominierung für das Beste Drehbuch, internationale Anerkennung erhielt. Lonergans Arbeit für das Theater ist am Broadway, Off-Broadway und international zu sehen. Seine Stücke This Is Our Youth (1996), Lobby Hero (2001) und The Waverly Gallery (2000) waren alle zwischen 2016 und 2019 am Broadway zu sehen und wurden jeweils für den Tony Award für die beste Wiederaufnahme eines Stücks nominiert. Sein Stück The Starry Messenger wurde 2019 im West End in London produziert. Für das Fernsehen arbeitete er unter anderem an dem Teleplay für die BBC-Miniserien-Verfilmung von E.M. Forsters „Wiedersehen in Howards End“ im Jahr 2017.

Luca Marinelli (Italien)
Nach dem Studium an der renommierten Accademia Nazionale d’Arte Drammatica Silvio D’Amico in Rom und dem ersten Theater-Engagement mit Carlo Cecchi spielte Luca Marinelli erstmals eine Kino-Hauptrolle in Saverio Costanzos La solitudine dei numeri primi (Die Einsamkeit der Primzahlen), der 2010 beim Filmfestival in Venedig Premiere feierte. Für Tutti i Santi Giorni (Every Blessed Day) von Paolo Virzi wurde er 2013 für die wichtigsten italienischen Filmpreise nominiert; zuvor war er im selben Jahr auf der Berlinale als European Shooting Star geehrt worden. Zu Marinellis weiteren Filmerfolgen gehören Claudio Caligari’s Non essere cattivo (Tu nichts Böses), der 2016 Italien bei den Oscars repräsentierte, Lo chiamavano Jeeg Robot (Sie nannten ihn Jeeg Robot) von Gabriele Mainetti, wofür er 2016 den David di Donatello-Preis als Bester Nebendarsteller bekam und Una questione privata (A Private Affair) von Paolo und Vittorio Taviani, der 2017 seine Premiere beim Toronto International Film Festival feierte. Zuletzt brillierte Marinelli unter der Regie von Pietro Marcello in Martin Eden, für den er 2019 beim Fimfestival in Venedig als Bester Darsteller ausgezeichnet wurde.

Kleber Mendonça Filho (Brasilien)
Während er bereits hauptberuflich für verschiedene Medien als Programmer, Filmkritiker und Journalist tätig war, begann Kleber Mendonça Filho in den 1990er Jahren damit, eigene Kurzfilme zu drehen. Für seine erste abendfüllende Dokumentation Crítico ließ der in Recife geborene Brasilianer mehr als 70 Regisseur*innen und Filmkritiker*innen zu Wort kommen. O Som ao Redor (Neighbouring Sounds), Mendonças Spielfilmdebüt, feierte 2012 seine Weltpremiere beim Filmfestival in Rotterdam und ging als Brasiliens Beitrag ins Oscar-Rennen. Insgesamt wurde der Film auf mehr als 100 Festivals gezeigt und die New York Times zeichnete ihn als einen der zehn besten Filme des Jahres aus. Vier Jahre später wurde Aquarius mit Sonia Braga in den Wettbewerb von Cannes eingeladen, in über 100 Länder verkauft und unter anderem für den César und den Independent Spirit Award nominiert. 2019 lief sein jüngstes Werk Bacurau, den er gemeinsam mit Juliano Dornelles inszenierte, im Wettbewerb von Cannes, wo er mit dem Preis der Jury ausgezeichnet wurde. Kleber ist außerdem als künstlerischer Leiter des Janela Internacional de Cinema do Recife tätig.

Berlinale Generation stellt Jurys vor

Internationale Filmexpert*innen und junge Cineast*innen bilden die vier offiziellen Jurys von Berlinale Generation.

Die Internationalen Jurys

Je drei Juror*innen der zwei Internationalen Jurys verleihen den Großen Preis jeweils für den Besten Film (dotiert mit 7.500 Euro) sowie den Spezialpreis für den Besten Kurzfilm (dotiert mit 2.500 Euro). Der Preis im Wettbewerb 14plus wird von der Bundeszentrale für Politische Bildung gestiftet, im Wettbewerb Kplus ist das Deutsche Kinderhilfswerk Preisstifter.
Die Mitglieder der Internationalen Jury von 14plus sind:

Abbas Amini (Iran)
Seit seinem 13. Lebensjahr ist Abbas Amini Filmemacher. In Teheran lebend und arbeitend, tritt er mit seiner künstlerischen Arbeit und seinem Engagement in der NGO „Association for the Protection of Child Labourers (APCL)“ für den Schutz der Menschenrechte und insbesondere gegen Kinderarbeit ein. Seine beiden Filme Valderama (2016) und Hendi va Hormoz (Hendi und Hormoz, 2018), die beide aus dem Leben jugendlicher Iraner*innen erzählen, wurden bei Generation 14plus gezeigt.

Jenna Bass (Südafrika)
Jenna Bass lebt in Südafrika und ist als Autorin und Filmemacherin tätig, früher auch als Zauberin. Zu ihren preisgekrönten Filmen zählen unter anderem The Tunnel (2010), und die im Kollektiv entwickelten Love The One You Love (2014) und High Fantasy (2017), der 2018 bei Generation 14plus Premiere feierte. Ihr dritter Spielfilm Flatland war 2019 Eröffnungsfilm im Panorama. Zuletzt hat sie den Kurzfilm Sizohlala fertiggestellt, der von Jia Zhang-Ke produziert wurde.

Rima Das (Indien)
Als autodidaktisches filmisches Multitalent und Verfechterin von Gender Equality wurde Rima Das von GQ India als eine der „Most Influential Young Indians 2018“ bezeichnet. Ihr Film Village Rockstars feierte beim Toronto International Film Festival 2017 Premiere und erhielt den nationalen indischen Filmpreis. Mit Bulbul Can Sing, bei dem sie für Drehbuch, Regie, Kamera, Montage, Production Design und Produktion verantwortlich zeichnet, war sie im letzten Jahr bei Generation 14plus zu Gast und erhielt eine Lobende Erwähnung der Internationalen Jury 14plus.
Die Mitglieder der Internationalen Jury von Kplus sind:

Marine Atlan (Frankreich)
Die Kamerafrau und Regisseurin Marine Atlan studierte an der La Fémis in Paris und führte Kamera bei Filmen von Louise Hémon, Benoît Bouthors, Caroline Poggi und Jonathan Vinel. Ihr Debütfilm Les amours vertes (2016) wurde beim Kurzfilmfestival in Clermont-Ferrand mit dem Hauptpreis ausgezeichnet. Für die feinsinnige Inszenierung des Films Daniel fait face wurde sie 2019 mit einer Lobenden Erwähnung im Wettbewerb von Kplus ausgezeichnet.

María Novaro (Mexiko)
Die mexikanische Filmemacherin María Novaro hat mit ihrem Spielfilm Tesoros 2017 bei Generation Premiere gefeiert. Ihre Filme waren auf allen renommierten Filmfestivals weltweit zu sehen, unter anderem Danzón 1991 in Cannes und Sin dejar huella (Leaving No Trace) 2000 beim Sundance Festival. In den 1970er Jahren war sie Teil des Künstlerinnenkollektivs „Cine-Mujer“. Heute leitet sie das mexikanische Filminstitut IMCINE.

Erik Schmitt (Deutschland)
Der deutsche Regisseur Erik Schmitt pflegt eine enge Verbindung zur Generation. Nach seinen beiden Kurzfilmen Nashorn im Galopp (2013) und Berlin Metanoia (2016) eröffnete sein Langfilmdebüt Cleo 2019 den Generation Kplus-Wettbewerb. Für Nun sehen Sie Folgendes (2011) erhielt er den Deutschen Kurzfilmpreis. Mit seiner Berliner Produktionsfirma Seven Elephants arbeitet er derzeit an dem Science-Fiction-Film Rebel Girl.

Die Preisverleihung im Wettbewerb Generation 14plus findet am Freitag, 28. Februar, in der Urania statt, die Preise für den Wettbewerb Generation Kplus werden dort am Samstag, 29. Februar, verliehen.

Die Kinder- und die Jugendjury
Die jüngsten offiziellen Berlinale-Jurys bilden elf Berliner Kinder im Alter von elf bis 14 Jahren für den Wettbewerb Generation Kplus sowie sieben Jugendliche für den Wettbewerb Generation 14plus. Sie vergeben unabhängig von den Internationalen Jurys die Gläsernen Bären für die Besten Kurz- und Langfilme. Für die Teilnahme in der Kinder- oder Jugendjury können sich alle jungen Festivalbesucher*innen qualifizieren, die über die Filmfragebögen ihre Gedanken und Kommentare zu Generation-Filmen geteilt haben.

Die neue Jury AG Kino Gilde 14plus
Neben den offiziellen Jurys wird in diesem Jahr erstmals die unabhängige Jury AG Kino Gilde 14plus, bestehend aus drei jungen, unabhängigen Kinobetreiber*innen, einen Preis an einen Langfilm aus dem Generation 14plus-Wettbewerb verleihen. „Wir freuen uns, damit einen wichtigen Schritt hin zu einer Kinoauswertung in Deutschland zu unterstützen. Dadurch sollen mehr qualitative Filme für ein junges Publikum sichtbar gemacht werden, auch über die Berlinale hinaus“, so Sektionsleiterin Maryanne Redpath zur neuen Kooperation mit der AG Kino – Gilde e.V.

Berlinale Special und Berlinale Special Gala

„Diese Sektion bietet Filmen eine Bühne, die ein breites Publikum erobern. Wir nennen sie ,Moving Images‘, weil sie mit ihrer Aussagekraft und mit bravourösen und mutigen Darsteller*innen die Zuschauer*innen bewegen. Bei den Gala-Premieren geht der Wunsch nach Stars, Glanz und Glamour in Erfüllung, der zu jedem großen Festival gehört. Berlinale Series bietet Einblicke in neue Formen des Erzählens, Berlinale Special versteht sich als Forum für Auseinandersetzung und Diskussion und schlägt Brücken zwischen Publikum und Film“, sagt der Künstlerische Leiter der Berlinale Carlo Chatrian.

Folgende vier Filme vervollständigen das Programm des diesjährigen Berlinale Special. Insgesamt werden in der Sektion 20 Filme aus 19 Ländern gezeigt, darunter 15 Weltpremieren.
Berlinale Special Gala im Berlinale Palast

Onward (ONWARD: Keine halben Sachen)
USA
von Dan Scanlon
mit den Stimmen von Tom Holland, Chris Pratt, Julia-Louis Dreyfus, Octavia Spencer, Mel Rodriguez, Kyle Bornheimer, Lena Waithe, Ali Wong
Internationale Premiere / Animation

Berlinale Special Gala im Friedrichstadt-Palast

Curveball
Deutschland
von Johannes Naber
mit Sebastian Blomberg, Dar Salim, Virginia Kull, Michael Wittenborn, Thorsten Merten, Franziska Brandmeier
Weltpremiere

Berlinale Special im Haus der Berliner Festspiele

DAU. Degeneratsia (DAU. Degeneration)
Deutschland / Ukraine / Vereinigtes Königreich / Russische Föderation
von Ilya Khrzhanovskiy, Ilya Permyakov
Weltpremiere

Speer Goes to Hollywood
Israel
von Vanessa Lapa
Weltpremiere / Dokumentarische Form

Komplette Liste der Filme von Berlinale Special 2020 

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