Im Kino und auf DVD: Renzo Piano steht hinter weltbekannten Gebäuden wie dem Centre Pompidou in Paris, dem Auditorium Parco della Musica in Rom, dem New York Times Tower in Manhattan und The Shard in London. Regisseur Carlos Saura begleitet Renzo Piano durch die verschiedenen Entstehungsphasen des Centre Botin, angefangen beim Entwurf bis zur Fertigstellung im spanischen Küstenort Santander. Dabei entsteht zwischen beiden ein intensiver Dialog über Kunst, den kreativen Schaffensprozess und die soziale Funktion von Schönheit.
Der Film ist zweischneidig, einerseits interviewt Carlos Sauro den Architekten und mit ihm lernt der Zuschauer das Büro und Räumlichkeiten kennen, in denen Renzo Piano mit einer Vielzahl an Mitarbeitern zusammenarbeitet. Südländisches Flair umgibt das Atelier. Projektstudien werden vorgestellt. Gespräche mit den Verantwortlichen wurden gefilmt. Die Spanier haben Sinn für große Architektur. Andererseits geht es im Film aber nur um das einzige Bauwerk und dessen Entstehungsprozess.
Das Centro Botin in Santander sieht zweigeteilt aus, so als stünden sich zwei aufgeschnittene Seiten gegenüber, ein Flügelbau auf Stützen gestellt. Möbelarchitektur zu sagen, wäre zu weit gegriffen. Ein wenig erinnern die rundlichen Ecken des Gebäudes an Studioarchitektur. Aber ein langer Steg führt auf das Wasser hinaus, um das Naturerlebnis näher zu bringen. Auf die farbenintensiven Lichtspiele bezieht sich letztlich auch die Bezeichnung im Filmtitel “Architekt des Lichts”. Somit ist ein futuristisches Gebilde entstanden, das im wesentlichen aus einer hellen, weißen mit Noppen belegten Fassade besteht, die auf einem Grundgerüst aus Stahl beruht. An einer Stelle im Film zitiert Renzo Piano den italienischen Schriftsteller Italo Calvino und dessen Werk “Die unsichtbaren Städte”, er erzählt, dass Calvino im Roman durchblicken lässt, jede auch noch so unbekannte Stadt habe ihre schönen Ecken und bezieht dies sogleich auf den schönen Ort Santander an der Nordküste Spaniens.
Der Film dauert nicht viel mehr als eine Stunde, was völlig ausreicht, um das spektakuläre Projekt und seinen Architekten vorzustellen. Gesprochen wird auf Spanisch, Italienisch und Englisch, Untertitel sind auf Deutsch. Viele Animationen, die im Vorfeld entwickelt wurden, zeigen anschaulich das Entstehungsprojekt. Die Perfektion der Visualisierung wirkt so verblüffend echt. Vermischt mit der Wasseroberfläche verschmelzen hier Fiktion und Wirklichkeit zu einer Einheit. Über Bauschäden oder Mängelerscheinungen wird so gut wie gar nicht berichtet, was einerseits schade ist, aber andererseits dem Film nicht gut getan hätte. Carlos Saura ist bemüht ein persönliches und freundschaftliches Bild vom Architekten abzuliefern. Die Kameraführung wirkt souverän und fokussiert. Eine Liaison zwischen Film und Architektur ist daraus entstanden.
Credits
Drehbuch: Carlos Saura, Renzo Piano, Kamera: Raúl Bartolomé, Ton: Jesús Espada, David Mantecón, Nicolás de Polpiquet, Juan Luis Cordero
Filmwebsite: Renzo Piano – Architekt des Lichts Spieldauer: 63 Minuten Produktionsland u. -jahr: Spanien, 2018 Verleih: mindjazz pictures