Die Dreharbeiten zu HARRIET – ein beschwerlicher Weg HARRIET - DER WEG IN DIE FREIHEIT (2019)


HARRIET entstand vollständig „on location“ im US-Bundesstaat Virginia. Da die Dreharbeiten in einem ungewöhnlich verregneten Herbst stattfanden, bedeute das für Cast und Crew große Belastungen. Viele Szenen wurden in den Wäldern gedreht, wo Schauspieler und Filmemacher mit Regen, Wind, Schlamm und Insekten zu kämpfen hatten. Die Zielstrebigkeit und Entschlossenheit aller Beteiligten trug aber dazu bei, die Unannehmlichkeiten zu überwinden, so Produzentin Debra Martin Chase: „Ich kann Ihnen nicht sagen, wie oft ich Gespräche belauscht habe, in denen die Crew sagte: ‚Aber Harriet hat das auch alles durchgemacht, und die hatte keinen Strom, war in der Dunkelheit unterwegs, hatte kein Essen, keine Schuhe und keinen Mantel. Also beschwere ich mich nicht.‘ Harriets Geist hat diesen Film begleitet.“

Um der Produktion ein Gefühl der Authentizität zu verleihen, war es wichtig, die richtigen Orte auszuwählen. „Der Look des Films ist sehr naturalistisch“, sagt der Oscar®-prämierte Kameramann John Toll. „Wir wollten das Aussehen und die Atmosphäre derjenigen Orte einfangen, an denen Harriet sich tatsächlich aufgehalten hat.“

Produktionsdesigner Warren Alan Young, der bereits beim Filmdrama Talk To Me mit Regisseurin Lemmons zusammengearbeitet hatte, nahm schon Wochen vor Drehbeginn umfangreiche Recherchen auf. Er sprach mit verschiedenen Historikern, um ein möglichst genaues Bild der Welt zeichnen zu können, in der Harriet Tubman lebte. „Ich wollte alle Details ihres Umfelds möglichst genau verstehen, damit alles, was wir im Film zeigen, auch wirklich so ist, wie Harriet und die Menschen in ihrer Zeit es gekannt haben“, so Young.

Zu den Stationen des Drehteams gehörten verschiedene historische Stätten in Virginia, darunter die Berkeley-Plantage und das 1726 erbaute georgianische Herrenhaus in Charles City County, in dem die amerikanischen Präsidenten Benjamin und William Henry Harrison das Licht der Welt erblickten. Die Kulturdenkmäler dienten sowohl als Brodess-Plantage als auch als Sitz des New Yorker Gouverneurs und Senators William Seward, der Harriet zusammen mit anderen prominenten Abolitionisten, darunter Frederick Douglass, 1851 zu einem Treffen einlud.

Youngs Team errichtete in der Nähe des Hauses, das als Wohnhaus der Familie Brodess diente, ein baufälliges Sklavenquartier. Auch das Haupthaus wurde verändert, damit es der Zeit entsprechend erschien. „Wir mussten hier und da ein paar Dinge verstecken, damit das Gebäude nicht so modern wirkt,“ sagt Young. „Die Arbeiten waren insgesamt eine Herausforderung, weil die Location sehr groß war und wir so viel wie möglich darstellen wollten. Wir bepflanzten beispielsweise Gärten hinter den Sklavenquartieren. Das war den Sklaven oft erlaubt, um die wenige Nahrung zu ergänzen, die ihnen von den Besitzern zur Verfügung gestellt wurde.“

Bei der Ausstattung der Quartiere griff Young erneut auf seine umfangreichen Recherchen zurück, um die Lebensbedingungen so genau wie möglich nachzubilden. „Die Werkzeuge, die sie hatten, die Körbe, die Möbel – alles ist exakt so gefertigt, wie man es damals in den Sklavenquartieren in Maryland vorgefunden hätte“, sagt Young. „Es war damals der Beginn des Zeitalters der Fotografie. Deshalb gibt es eine Menge Fotos, an denen wir uns orientieren konnten. Auch Gemälde und Illustrationen waren wichtige Informationsquellen.“

„Wir haben eine Menge Möbel, Schüsseln und Serviergeschirr entdeckt, die aus dieser Zeit stammten und noch in gutem Zustand waren“, fährt Young fort. „Einige unserer Textilien ließen wir herstellen, aber wir haben dabei Stoffe verwendet, von denen uns Forscher sagten, dass sie damals im Haushalt genutzt wurden. Auch die Matratzen für die Sklavenquartiere haben wir auf Grundlage von Forschungsergebnissen hergestellt. Sie sehen so aus und fühlen sich so an, wie es zur damaligen Zeit üblich gewesen wäre. „In den letzten zehn Jahren hat die Forschung große Fortschritte gemacht. Nicht nur über Harriets Welt, sondern auch über die Sklaverei an sich. Uns ist es dadurch möglich, der damaligen Zeit visuell sehr nahezukommen.“

Der Produktionsdesigner recherchierte außerdem, welche Arten von Bäumen, Pflanzen und Sträuchern in der Region während der 1800er-Jahre zu finden waren. In Zusammenarbeit mit einem ortsansässigen Farmer stellte er dann sicher, dass im Film tatsächlich die Art von Vegetation zu sehen ist, die zu Harriets Lebzeiten auf dem Brodess-Grundstück wuchs.

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