Dänemark vor milliardenhohem Schuldenberg Fehmarn-Tunnelbau


Dänemark steht mit dem Fehmarnbelt-Tunnel vor einem Verlust von bis zu 4,3 Milliarden EUR. Das zeigt eine neue Analyse des dänischen Think Tanks KRAKA Advisory zu den Auswirkungen des Bauvorhabens auf die dänischen Staatsfinanzen. Scandlines befürchtet einen unkontrollierten steuerfinanzierten Wettbewerber, wenn die finanzielle Basis der Festen Fehmarnbelt-Querung zusammenbricht.

Mindestens 400 Millionen, im schlimmsten Falle bis zu 4,3 Milliarden Euro – das sind die Verluste, von denen die Wirtschaftsanalytiker von KRAKA Advisory in Bezug auf die Feste Fehmarnbelt-Querung für das Königreich Dänemark ausgehen. Grund sind vor allem viel zu optimistischen Verkehrsprognosen durch die Planungsgesellschaft Femern A/S, die seit 2002 nicht mehr wesentlich aktualisiert wurden. Eine realistische Annahme würde den Rückzahlungszeitraum für das Projekt zudem auf mehr als 50 Jahre verlängern. KRAKA Advisory plädiert daher für einen Stopp der derzeitigen Planungen, um das Projekt auf wirtschaftlich stabilere Füße zu stellen.

„Wir haben KRAKA Advisory gebeten, die finanzielle Stabilität der Planungen zur Festen Fehmarnbelt-Querung aus Sicht der Staatskasse zu untersuchen. Wie die Analyse zeigt, geht die Rechnung für das größte Infrastrukturprojekt der dänischen Geschichte nicht auf. Was für die dänischen Steuerzahler beängstigend sein sollte, ist für uns eine Frage unternehmerischer Zukunftsplanung“, sagt Søren Poulsgaard Jensen, CEO Scandlines, und ergänzt:

„Die Perspektive eines staatlichen, steuerfinanzierten Wettbewerbers schreckt uns nicht. Ist dieser aber defizitär, müssen nationale und internationale Wettbewerbshüter ganz genau hinschauen, um fairen Wettbewerb zu garantieren – für uns und für alle anderen privaten Unternehmen im Verkehr zwischen Deutschland und Skandinavien.”

Erst im März 2020 hatte die EU-Kommission unter Federführung von Kommissarin Margrethe Vestager festgestellt, dass die feste Fehmarnbelt-Querung ein staatlich subventionierter Wettbewerber zu privaten Fährverbindungen ist – darunter Scandlines. Die Entscheidung der EU-Kommission steckt mit 9,3 Milliarden Euro und 16 Jahren einen klaren finanziellen und zeitlichen Rahmen für den Umfang der Subventionen. Während Scandlines die Entscheidung der Kommission im Grundsatz begrüßt, hat der dänische Staat in der Zwischenzeit Berufung vor dem Europäischen Gericht eingereicht.

„Ob Verkehrszahlen oder Finanzierung, Schiffsicherheit oder plötzlich auftauchende Riffe: Die Feste Fehmarnbelt-Querung ist für ein Projekt dieser Dimension außerordentlich nachlässig geplant. Angesichts der ständigen Verzögerungen, Verteuerungen und Fehlplanungen sollte man eigentlich davon ausgehen, dass selbst die hartnäckigsten Fürsprecher der Festen Fehmarnbelt-Querung langsam ihren Glauben an deren Stabilität verlieren. Es ist allerhöchste Zeit, dass sich alle Projektverantwortlichen ehrlich machen und die Konsequenzen ziehen: An einer Neuplanung führt aus sachlichen Gründen kein Weg vorbei“, schließt Søren Poulsgaard Jensen.

Meldung: Scandlines

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