Der Corona-Schock von Paul J.J. Welfens Zwischen Epidemiedruck und globaler Erneuerungs-Perspektive


Der Autor liefert mit seiner Publikation “Corona-Weltrezession. Epidemiedruck und globale Erneuerungs-Perspektiven”, die im Januar 2021 bei Springer im Sachbuchverlag erschienen ist, die erste umfassende Analyse zur aktuellen Weltwirtschaftskrise und den Folgen von COVID-19. Fast alle Länder der Welt sind betroffen in Sachen Krise des Gesundheitssystems und Wirtschaftseinbruch. Weltweit ist die COVID-19-Todeszahl Mitte 2020 die häufigste Todesursache gewesen. Der Produktionseinbruch ist in den meisten Industrieländern schlimmer als bei der Bankenkrise 2008/2009.

Doch welche historische Dimension haben die neuen medizinischen und ökonomischen Herausforderungen? Wie sind die Auswirkungen auf Wirtschaft, Wirtschaftspolitik und das Vertrauen der Menschen in Institutionen beziehungsweise in die Systeme zu bewerten? Eine erste Antwort lautet, dass in Dutzenden Ländern ein Vertrauensverlust in politische Systeme und Institutionen bei Teilen der jüngeren Wählerschaft eintreten wird. Die Mehrzahl der Menschen in den EU-Ländern sind von der Hilfe während der Corona-Pandemie enttäuscht. Das heißt, Vertrauen ist verloren gegangen.

Der Autor trifft zunächst eine Unterscheidung zwischen Gewinnern und Verlierern, die aus der Corona-Wirtschaftskrise hervorgehen werden. Das klingt parteiisch gedacht und bringt den Sachverhalt nicht auf einen Punkt, sondern verliert sich in Mutmaßungen, was letztlich reine Auslegungssache bleibt. Der Autor vergisst meiner Meinung sich während der aktuellen Krisensituation nach allen Himmelsrichtungen umzuschauen, um eine Auffassung des Szenarios zu gewinnen. Sicher ist, Paul J.J. Welfens spricht immer wieder vom Corona-Schock, das ist vielleicht eine passende Bezeichnung, die das aktuelle Geschehen am ehesten trifft, ohne ein Urteil über Wohl oder Übel anhand der vorhandenen Fakten abzulegen. Doch was im Hintergrund steht, ist eine Form des Pragmatismus, dort stehen Statistiken und die Untersuchungen, die im Werturteil nicht dazu führen werden, eine zutreffend umfassende Prognose abzugeben. Im Fokus des gesamten Geschehens steht hierbei das Europäische Parlament und seine Institutionen, die es zu verteidigen gilt. Gemutmaßt wird außerdem, sofern der Corona-Schock mittelfristig zu mehr klimafreundlicher Produktion führt, werden Unternehmen im Bereich erneuerbarer Energien besonders profitieren können. Die führenden Exportländer von Kohle und Erdöl werden dann zu Verliererländern des Corona-Schocks gehören. Dieser Zusammenhang ist natürlich nicht belegbar, sondern trifft einen Trend, um die selbstgesteckten Klimaschutzziele einzelner Staaten zu erfüllen.

Paul J.J. Welfens sagt aber auch, die Weichen für eine optimale Impfstoff-Forschungsförderung seien nicht gestellt worden. Mangelhafte Kooperation zwischen der EU, China und den USA gehören zu den relevanten Problemen dahinter. Je länger die Epidemie anhält, ohne das ein wirksamer und sicherer Impfstoff vorhanden ist, desto länger dauert der Ausnahmezustand auf den Finanzmärkten an, um so schwieriger dürfte eine Normalisierung der Geld- und Finanzpolitik und damit eine Rückkehr zu stabilen Verhältnissen werden. Der EU-Gipfel der im Juli 2020 stattfand, steht für eine widersprüchliche Politik von der die EU beherrscht bleibt.

Das Konsumverhalten in einer Gesellschaft mit heftigem Infektionsgeschehen wird sicherlich gedämpft bleiben, so die Annahme des Autors, jedenfalls solange bis wirksame Corona-Medikamente oder eben wirksame Impfstoffe breit verfügbar sind. Ein negativer Schock der internationalen Gesamtnachfrage auf mittlere Sicht, der sowohl von einem verringerten Verbrauch als auch von Investitionsverschiebungseffekten herrühren könnte – wobei viele Länder parallel negative Übertragungs-Effekte in Nachbarländern bzw. bei den wichtigsten Handelspartnern erzeugen.

Eine Forderung der WHO Weltgesundheitsorganisation lautet hierbei, dass neben evidenzbasierten Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit innovative COVID-19-Diagnostika, Therapeutika und Impfstoffe erforderlich sind – in Rekordzeit und in Rekordumfang und -zugang -, um Millionen von Leben und unzählige Milliarden von Dollar zu retten und der Welt wieder ein Gefühl der „Normalität“ zu geben. Gerade davon ist die Bevölkerung aber noch weit entfernt.

Leseprobe…

Corona-Weltrezession
Epidemiedruck und globale Erneuerungs-Perspektiven
von Paul J.J. Welfens
Springer Verlag, Heidelberg
1. Auflage, 2020
Softcover, 453 Seiten
Größe: 23,39 x 15,6 x 2,36 x cm
ISBN: 978-3658313852

auch als eBook erhältlich

Im Springer Sachbuchverlag sind mittlerweile eine Reihe an Publikationen erschienen, die sich mit der Corona.-Krise befassen, wozu unter anderem zählen:

Corona-Tagebücher: Als wäre immer Sonntag (2020) Der Sozialwissenschaftler und Statistiker Marco Lalli veröffentlicht faktenbasierte Analysen zum Alltag im Lockdown in Form eines fiktiven Tagebuchs. ISBN 978-3-662-62509-5 auch als eBook verfügbar.

Corona-Lockdown: Kommunikationsfreiheit (2021) in der Krise? Warum Kommunikationsfreiheit von Klaus Beck einerseits als Selbstverständlichkeit wahrgenommen wird, andererseits aber auch zumindest zeit- und teilweise auf sie verzichtet wird, ISBN 978-3-658-32477-3 auch als eBook verfügbar

Corona-Bildungskrise: Online-Lehre mit System (2020). Springer Gabler-Autorin Martina Eckert zeigt, wie Hochschulen in der digitalen Lehre passgenaue Lernimpulse setzen und neue Lernerfahrungen ermöglichen können. ISBN 978-3-658-32669-2 auch als eBook verfügbar.

Siehe auch: Solidarität in Zeiten von Corona und darüber hinaus (1. Aufl. 2020) Hrsg. Uwe E. Kemmesies und Gerhard Trabert

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