Kinostart 28. Oktober 2021: Der Anfang spielt in einer Einfamilienhausgegend in ländlicher Umgebung in Frankreich. Hat was für sich, fast ein wenig wie aus dem Bilderbuch erscheinen die Häuser, die allesamt eine fast identische nach den gleichen Bauplänen gebaute Architektur haben. Man kennt das ja, die Nachbarn sagen sich Guten Tag und Auf Wiedersehen, Guten Morgen und Gute Nacht, beinahe fertig ist der Salat. Was mir besonders auffiel, ist die Kameraführung während des gesamten Films, die keinerlei Langeweile aufkommen lässt und aus den unterschiedlichsten Perspektiven gewählt wurde. An solchen Details wird spürbar, dass hier ein professionelles Kamerateam unterwegs war, gedreht und nicht vergessen hat, die Akteure fokussiert einzufangen, so dass ein unterhaltsames Filmabenteuer seinen Lauf nehmen konnte trotz einiger Strapazen, die sich dem Zuschauer unweigerlich darbieten. In Deutschland wäre aus einem solchen Filmunternehmen vermutlich ein Sozialdrama geworden, sozusagen der nordische Touch der nicht fehlen darf. Die Franzosen sind etwas eloquenter unterwegs und geübter in solchen Dingen, wenn es darum geht, eine Unterhaltung auch am Laufen zu halten.
Vielmehr hat die Komödie dann auch wieder nicht zu bieten, das Verweilen in Oberflächlichkeiten und absonderlichen Scheingefechten einschließlich Urschreitherapie, szenisch meist sehr wirksam wenn im Drehbuch vorgesehen, was jedoch in Wirklichkeit niemals so ablaufen würde. Die Beteiligten reisen um den Globus, um Spuren aus dem Internet zu verwischen, eine reine Sisyphusarbeit, denn das Internet ist nicht besiegbar nur abschaltbar. Die Moral der Geschichte ist, wer sich auf das Abenteuer Windenergie einlassen will, um vor Hackerangriffen geschützt zu sein, kann damit die Welt nicht vor Unheil retten.
Komisch und mit einer Portion Menschlichkeit nehmen Benoît Delépine und Gustave Kervern in ihrer Gesellschaftssatire ONLINE FÜR ANFÄNGER die Absurditäten und Stolperfallen des digitalen Alltags zwischen künstlicher Intelligenz, Fake-Bewertungen und den überteuerten Kosten sogenannter Gratis-Hotlines aufs Korn. Als Spezialisten für anarchischen Humor bleibt sich das französische Regie- und Autorenduo in ihrem neunten gemeinsamen Spielfilm selbst treu: Von weltweit agierenden Ausbeuter-Konzernen bis hin zu Rentnern, die dutzende Kilometer fahren, um ein paar Cent beim Einkauf zu sparen. Aus vermeintlich Gestrauchelten des Internet-Alltags werden Helden, die sich furchtlos ihre privaten Daten aus dem Internet zurückholen wollen. In den Hauptrollen stellen Blanche Gardin, Denis Podalydès und Corinne Masiero ihr komödiantisches Können unter Beweis, tatkräftig unterstützt von prominenten Nebendarstellern wie Denis O’Hare, Benoît Poelvoorde, Bouli Lanners oder Bestseller-Autor Michel Houellebecq.
Ausgezeichnet mit dem Silbernen Bären im Wettbewerb der Berlinale 2020, ist ONLINE FÜR ANFÄNGER mit über 500.000 Zuschauern im gleichen Jahr einer der erfolgreichsten Kinofilme in Frankreich gewesen. X Verleih bringt den Film in die deutschen Kinos.
Online für Anfänger | offizielle Webseite zum Kinofilm | X Verleih AG
| Darsteller | Stab |
| MARIE – BLANCHE GARDIN BERTRAND – DENIS PODALYDÈS VON LA COMEDIE-FRANÇAISE CHRISTINE – CORINNE MASIERO SEXTAPE TYP – VINCENT LACOSTE ALIMAZONE LIEFERANT – BENOÎT POELVOORDE GOTT – BOULI LANNERS BIOBAUER – VINCENT DEDIENNE SCHMAROTZER – PHILIPPE REBBOT SELBSTMÖRDER – MICHEL HOUELLEBECQ CATHYA – CLEMENTINE PEYRICOT SYLVAIN – LUCAS MONDHER |
REGIE & DREHBUCH: BENOÎT DELÉPINE & GUSTAVE KERVERN PRODUZENTEN: SYLVIE PIALAT, BENOIT QUAINON, BENOIT DELEPINE, GUSTAVE KERVERN BILDGESTALTUNG: HUGUES POULAIN SCHNITT: STÉPHANE ELMADJIAN KOSTÜMBILD: AGNÈS NODEN SZENENBILD: MADPHIL ORIGINALTON: REGIS BOUSSIN & FABIEN DEVILLERS KOPRODUZENTIN BELGIEN: GENEVIÈVE LEMAL EXECUTIVE PRODUCER: ANDREAS HABERBEYER/ IDENTICAL PICTURES LTD |
Technische Daten
Frankreich 2020
Länge: 112 Minuten
Bildformat: 2,35:1 (cinema scope)
Tonformat: 5.1
Originaltitel: Effacer l’historique
