Haus der Kultur Gera (1. Aufl. 2021) Hrsg. von Claudia Tittel sphere publishers


Das Haus der Kultur (HdK), heute Kultur- und Kongresszentrum (KuK), ist für Gera seit 40 Jahren stadtbildprägend. Das Gebäude verdeutlicht das kulturelle Selbstbewusstsein der während der DDR rasant wachsenden Bezirkshauptstadt Gera. Seine multifunktionale Architektur der Nachkriegsmoderne bildete einst das Zentrum der neu gestalteten ‚sozialistischen‘ Mitte Geras als bauliches Gegenbild zum historischen Marktplatz. Durch eine enorme Bandbreite an Nutzungsmöglichkeiten ragt das HdK Gera aus der Vielfalt der DDR-Kulturhäuser bis heute heraus. Sein architektonisch hoher Anspruch, die kontinuierliche Nutzung und der gute sowie authentische Erhaltungszustand sprechen für seinen Erhaltungswert.

Das Buch Haus der Kultur Gera – HdK beleuchtet die Geschichte des mit seinen knapp 24.000 qm größten Veranstaltungshauses in Ost-Thüringen. Zum 40jährigen Jubiläum dieses Hauses bietet sich die Gelegenheit der Neubewertung. Mit einem Vorwort der Kunst- und Kulturwissenschaftlerin Claudia Tittel und der inhaltlichen Durchdringung und Einordnung des Bauwerks durch Kunsthistoriker Dr. Oliver Sukrow leistet diese Publikation einen wichtigen Beitrag zur ostmodernen Architekturgeschichte. Eindrucksvolles Archivmaterial und aktuelle Fotografien von Thomas Müller und Louis Volkmann verdeutlichen die stadtbildprägende Bedeutung dieses Gebäudes für Gera bis in die Gegenwart. Das Buch Haus der Kultur Gera – HDK bildet die  Präsentationsfläche eines identitätsstiftenden Gebäudes mit überregionaler Tragweite.

Haus der Kultur Gera, Reliefwand Lied des Lebens, Foyer 2019, Foto (c) Louis Volkmann

Inzwischen ist es kein Geheimnis mehr: DDR-Architektur verschwindet zunehmend aus den ostdeutschen Städten. Die Gebäude der Nachkriegsmoderne haben in ihrer Wert[1]schätzung, Pflege und Nutzung einen schweren Stand. Umso mehr ist es ein Glücksfall, dass das Haus der Kultur (HdK), heute Kultur- und Kongresszentrum (KuK), in Gera nicht zuletzt durch seine kontinuierliche Nutzung nahezu intakt ist und damit ein herausra[1]gendes Zeugnis der Architektur der Nachkriegsmoderne in der DDR darstellt. Ein zu diesem Geburtstag von der Stadt Gera herausgegebenes Buch „HdK. Haus der Kultur Gera“ würdigt auf 144 Seiten das größte Veranstaltungshaus Ostthüringens und ordnet es in die Stadtentwicklung von Gera, aber auch in die Baugeschichte der DDR ein.

Dem Kunst- und Architekturhistoriker Oliver Sukrow ist es in seinem Text gelungen, die Idee einer multifunktionalen Architektur einzufangen und dabei die Geschichte des Hauses mit der Stadtentwicklung der ostdeutschen Bezirksstadt Gera zu verbinden. „Die Bedeutung des Gebäudes für die Stadt Gera, aber auch innerhalb der spätmodernen Kulturbaugeschichte in der DDR wird für die Leser*innen eindrücklich dargestellt“, erklärt Kulturamtsleiterin Dr. Claudia Tittel. „Die vorliegende Publikation leistet einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der Bau- und Architekturgeschichte der DDR.

Die ausgewogene Zusammenstellung von Bild und Text zeigt den Prestigebau in seiner architektonischen Schönheit und schlägt gleichzeitig einen Bogen von der Zeit seiner Entstehung bis in die Gegenwart. So finden sich historische Aufnahmen neben bester zeitgenössischer Architekturfotografie der beiden Fotografen Thomas Müller und Luis Volkmann.“ Der Band zeige einen bisher nicht veröffentlichten Blick auf das herausragende Gebäude, innen wie außen. Die elegante, zeitgemäße Gestaltung der Publikation schaffe zudem Bezüge zur Ästhetik des Hauses. Die von der Kunsthistorikerin und Geraer Kulturamtsleiterin herausgegebene Jubiläumsausgabe ist ein Geschenk für alle Geraer*innen, Architekturliebhaber*innen und jene, die es werden wollen. Haus der Kultur – Eine Wiederentdeckung –  Die Publikation »HdK – Haus der Kultur Gera« widmet sich zum 40. Jubiläum dem einzigartigen Kulturhaus in Gera.

Haus der Kultur Gera, Konferenzsaal mit Kunst, 2019, Foto (c) Louis Volkmann

DAM Jurybegründung:

Dieses Buch überträgt die elegant-moderne Gestaltung des monolithischen Bauträgers auf das Medium Print in höchster Qualität. Das klare Titelbild reduziert auf die für die Siebzigerjahre stilbildende, orangefarbene, in den Leineneinband tiefgeprägte Typografie. Bedacht als Vierzeiler gesetzt.

Rückseitig maximal kontrastiert mit einer Farbfotografie der eleganten Architektur und das skulpturale Deckenbild der vertikalen Leuchtstoffröhrenensembles. Das betreffende Gebäude ist weit mehr als ein, Palast der Republik im Kleinen’. Es ist mit 24000 Quadratmetern das größte Veranstaltungshaus in Ost Thüringen. Ein Kulturzentrum im besten Sinne: Ausstellungen, Konzerte, Tanz, Vorträge, Konferenzen, Messen … Großveranstaltungen der Breitenkultur.

Dieses Buch vermittelt diese vielfältige Nutzung und die Lebensfreude in der ehemaligen DDR, alleine dafür hat es eines besonderen Lobes verdient. Kulturhäuser sind ein Geschenk des Sozialismus an den werktätigen Menschen’ – ,Work hard, Party hard‘ wird das im angelsächsischen Stolz gepriesen. Wie viele Architekturbücher glänzt dieses Werk mit historischen Bildern, sowie Details dieses denkmalgeschützten ,Gesamtkunstwerkes’. Ein modernes Leuchtgrid trifft auf klassizistische in die Rasterung der Steinwände integrierte Skulpturen aus Stein und Bronze. Bowling und Wursttheke neben Kantine und Kasino. Festsaal, Heizungskeller und Werkstatträumlichkeit. Ein Buch als Porträt und Liebeserklärung an die Architektur und dessen vielfältige Nutzbarkeit, ein Spannungsbogen von Form und Funktion. Auch im Westen haben es die Gebäude der Moderne immer noch schwer, auch daher eine wichtige Publikation. Man kann es nicht oft genug betonen. Das in einer kleineren Stadt wie Gera solch ein Juwel steht, abermals ein Beweis von welch zentraler Bedeutung die Vielfalt der Städte ist. Das Buch vereint den latent immer noch währenden Ost West Konflikt. Und macht zudem ein bisschen neidisch auf solch ein tolles Kulturzentrum. Stefan Weil

Zum Autor des Buches

Oliver Sukrow ist im projektbezogenen Beirat der Wüstenrot Stiftung zur architekturbezogenen Kunst in der DDR tätig und arbeitet derzeit als PostDoc an der TU Wien. Sukrow ist spezialisiert auf die Kunst- und Architekturgeschichte der Nachkriegszeit, insbesondere der DDR. Nach dem Studium an der Universität Greifswald war er 2014-2016 Baden-Württem[1]berg-Stipendiat am Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München. 2016 promovierte er an der Universität Heidelberg mit einer Arbeit zur Utopie in der bildenden Kunst und Architektur in der DDR der 1960er Jahre. Zwi[1]schen 2017-2020 begleitete er wissenschaftlich die Wiederherstellung des Wandbildes „Der Mensch in Beziehung zu Natur und Technik“ (1982- 84) von Josep Renau am Moskauer Platz in Erfurt durch die Wüstenrot Stiftung.

HdK – Haus der Kultur Gera
sphere publishers, Leipzig
Auflage, 2021
(Hrsg.) Claudia Tittel
Autor: Dr. Oliver Sukrow
Gestaltung: Copa-Ipa
Fotografie/Illustration: C. Nestler, Winfried Mann, Thomas Müller, Frank Schenke, Louis Volkmann, Wolf-Dieter Volkmann
gebunden, 144 Seiten
Format: 31 cm
ISBN: 978-3-9821327-6-1