Bauherrenpreis 2021 – Ausgezeichnete Lebensräume Ausstellungszentrum im Ringturm, Wien: vom 04. Oktober 2022 bis 13. Januar 2023


Vom Tiroler Steinbockzentrum bis zum Sigmund Freud Museum in Wien: Prämierte zeitgenössische und spannende Architektur „made in Austria“ ist in Kürze im Wiener Ringturm zu sehen. Insgesamt 152 Bauten, Freiraumgestaltungen oder städtebauliche Lösungen, die in den vergangenen drei Jahren entstanden sind – darunter Wohn-, Büro-, Bildungsbauten, Wissenschafts- und Kulturinstitutionen sowie gemeinnützige Einrichtungen – wurden beim österreichischen Bauherrenpreis 2021 eingereicht. Die aktuelle Ausstellung zeigt die aus allen Einreichungen ausgewählten 24 Projekte der Shortlist. Im Mittelpunkt der Schau stehen die sechs Preisträgerprojekte, die ausführlich in Text und Bild präsentiert werden.

Kurator:
Adolph Stiller

Kuratorenführung am 15. November mit Beginn um 17:30 Uhr

Dauer der Führung: rund eine Stunde.

Interessierte melden sich bitte bis je am Vortag der Führung per Mail an info@airt.at an.

Bitte beachten Sie die zum Zeitpunkt der Führungen geltenden Corona-Maßnahmen.
Das Tragen einer FFP2-Maske wird empfohlen.

Ausstellungszentrum im Ringturm
Schottenring 30, 1010 Wien

Bauherrenpreis 2021 – Ausgezeichnete Lebensräume
4. Oktober 2022 bis 13. Jänner 2023

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9:00 bis 18:00 Uhr, freier Eintritt
(an Feiertagen sowie am 24. Dezember und 31. Dezember geschlossen)

Katalog:
Architektur im Ringturm LXI: Bauherrenpreis 2021. Hrsg.: ZV der ArchitektInnen Österreichs. Darstellung aller nominierten Projekte; Preisträger ausführlich in Bild und Text, Liste aller
Einreichungen. Alle Bauten mit Angabe von Ort, BauherrIn und PlanerIn erfasst. Ca. 90 Seiten.

Prämierte zeitgenössische Architektur „made in Austria“

Die beliebte Reihe „Architektur im Ringturm“ des Wiener Städtischen Versicherungsvereins zeigt prämierte zeitgenössische Architektur „made in Austria“ und präsentiert die Preisträger des
österreichischen Bauherrenpreises 2021. Der Bauherrenpreis der Zentralvereinigung der ArchitektInnen Österreichs ist die prestigeträchtigste Auszeichnung der hiesigen Architekturszene. Der österreichische Bauherrenpreis 2021 würdigt beeindruckende Projekte, die innerhalb der vergangenen drei Jahre realisiert wurden und sich besonders durch die intensive Zusammenarbeit zwischen BauherrIn und ArchitektIn auszeichnen. Dazu zählen herausragende Bauten, Freiraumgestaltungen und städtebauliche Lösungen. Aus insgesamt 152 Einreichungen aus ganz Österreich schafften es 24 Projekte auf die Shortlist, aus denen die Hauptjury – bestehend aus den ArchitektInnen Peter Riepl (Linz) und Roger Riewe (Graz) sowie der Professorin für Architekturtheorie und Architekturgeschichte Angelika Schnell (Wien) – die sechs Preisträger ermittelte. Die aktuelle Ausstellung zeigt die aus allen Einreichungen ausgewählten 24 Projekte der Shortlist. Im Mittelpunkt der Schau stehen die sechs Preisträgerprojekte, die ausführlich in Text und Bild präsentiert werden.

www.airt.at/AIRT-PA_Bauherrenpreis-2021.pdf

Die Preisträger des Bauherrenpreises 2021 (Zusammenfassung auf Basis der Jurytexte)

Niederösterreich:

Preisträger: Schulzentrum Gloggnitz
Bauherrschaft: Stadt Gloggnitz / Bürgermeisterin Irene Gölles
Architektur: Dietmar Feichtinger Architectes
Foto: David Bureau

Der Neubau, gehalten im kompakten, quadratischen Grundriss von ca. 70 auf 70 Meter, umfasst Volksschule, Mittelschule, Polytechnikum und das Sonderpädagogische Zentrum. Die Erdgeschosszone ist konsequent raumhoch verglast, sodass PassantInnen unmittelbar Einblick in die Werkstatt-, Experimentier- und Technikräume haben, die hier untergebracht sind. Insbesondere die zentral gelegenen Sporthallen – eine Turnhalle, eine Kletterwand und ein Gymnastikraum –, auf die man stößt, sobald man das Gebäude betritt, ziehen BesucherInnen visuell und akustisch in ihren Bann. Die „offene Form“ unterstützt auch das dreidimensionale Raumfachwerk aus Stahl, das 30 Meter weit spannt, genauso wie die Clusterung der Klassenräume im ersten Obergeschoss jeweils um einen „Marktplatz“ – und diese wiederum um einen großen offenen Hof auf dem Dach, der zudem wunderbare Ausblicke in die Umgebung ermöglicht. Dazu belastbare Materialien wie Fichtenholz für die Innenräume (Lärche im Außenbereich), einfache Holzwolle für die Decke und zahlreiche Durchgänge oder -blicke entsprechen dem Anliegen der Gemeinde vielfältigen Austausch, Inklusion, Diversität und Nachhaltigkeit zu fördern.

Oberösterreich:

Preisträger: Auferstehungskapelle Straß (Attergau)
Bauherrschaft: Kapellenverein Straß / Marianne
Pachler
Architektur: LP architektur / Tom Lechner
Foto: Albrecht Schnabel

Die Kapelle steht auf einem leichten Abhang, was genutzt wurde, um der Kubatur des Bauwerks eine fast natürlich erscheinende Überhöhung zu geben. Parallel wirkt die vertikale Holzlattenverkleidung profan. Der Innenraum wird seitlich betreten und orientiert sich nicht entlang der Längs-, sondern der Querachse. Die Sitzreihen entfalten sich in die Breite und rücken allesamt nah an den Altar heran. Auf Klarheit und keine Auratisierung wurde in der Gestaltung geachtet – der vertikale Rhythmus der Fichtenvollholzkonstruktion sowie die sekundäre Ordnung der horizontalen Latten bzw. Lamellen, die langgestreckten Sitzbänke aus Tannenholz, die eine räumliche Einheit mit dem Boden aus demselben Holz bilden, sowie die wenigen Einzelelemente, die exakt dort platziert sind, wo sie hingehören: Diese umfassen neben einigen filigran anmutenden Hängelampen vor allem eine antike Christusskulptur und einen grauen Sandsteinblock als Altar.

Oberösterreich:

Preisträger: Panoramalift Steyr
Bauherrschaft: Stadtbetriebe Steyr / Peter
Hochgatterer
Architektur: reitter architekten / Helmut Reitter
(Innsbruck)
Foto: Mojo Reitter

Diese Architektur balanciert zwischen Inszenierung und Bescheidenheit: Der Stahlbeton ist braungrau eingefärbt und hebt sich dadurch nur gering vom Felsen ab. Zugleich faltet sich eine Wand des Liftschachtes so zurück, dass das Herausfahren aus dem Felsen nach oben formal unterstrichen wird und die gläserne Kabine über dem Abhang zu schweben scheint. Auch der Aussichtssteg, der dem vertikalen Bauwerk als horizontaler Kontrapunkt zugefügt wurde, bleibt zurückhaltend, da der Cortenstahl als farbliche Ergänzung zum Beton wirkt. Nur den statischen Berechnungen von Ziviltechniker Peter Schwarz ist es zu verdanken, dass der Steg nicht nur nach vorne, sondern auch seitlich auskragt, ohne dass man sich über die Kräfte im Bauwerk bewusst ist.

Tirol:

Preisträger: Tiroler Steinbockzentrum
Bauherrschaft: Gemeinde St. Leonhard /
Bürgermeister Elmar Haid
Architektur: ARGE Atelier Rainer Köberl /
Architektin Daniela Kröss
Foto: Lukas Schaller

Was auf den ersten Blick für einen ungewöhnlichen Holzbau gehalten werden könnte, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als vorgehängte Betonplatten mit rostrot-brauner Farbe und Textur. Das skulptural wirkende Bauwerk thront auf einem Plateau wie ein Steinbock, der ins Tal schaut. Drei Geschosse führen nach oben durch das Steinbockzentrum, bevor man über einen Stahlsteg barrierefrei zu den Gehegen der Steinböcke gelangt. Zunächst evoziert die polygonale Kubatur die Erwartung, über eine Art Raumtreppe nach oben gelangen zu können. Tatsächlich aber sind die einzelnen Geschosse konventionell aufgeschichtet, nur die großen, unterschiedlich gesetzten Fensteröffnungen relativieren diesen Eindruck.

Wien:

Preisträger: Sigmund Freud Museum
Bauherrschaft: Direktorin Monika Passler /
Sigmund Freud Privatstiftung; Daniela Finzi
und Peter Nömaier
Architektur: Atelier Hermann Czech / ARTEC
Architekten / Walter Angonese
Foto: Hertha Hurnaus

Die Sanierung und Erweiterung des Museums um die ehemaligen Privaträume der Familie Freud zählen zu Recht zu den Bauherrenpreisträgern 2021. Vorab: Nichts ist rekonstruiert worden, kein Möbelstück wurde extra aus London zurückgeholt und teilweise sind nur Fragmente des früheren physischen Zustands wieder sichtbar gemacht worden. Gestaltet im herkömmlichen Sinne ist die Architektur der wissenschaftlichen Ausstellung. Dazu zählen einerseits die eigens entworfenen Vitrinen sowie Schautafeln, die historische Fotografien zeigen – so können damaliger und heutiger Zustand verglichen werden –, aber frei im Raum stehen und von den nur wenig berührten Räumen von Familie und Praxis getrennt sind. Andererseits zählen auch die Renovierung der Gründerfassade dazu, die Einrichtung eines neuen Foyers inkl. Café und Museumsshop sowie eine Reihe weiterer unsichtbarer Maßnahmen, die in erster Linie Klimatisierung und Sicherheitstechnik betreffen.

Wien:

Preisträger: VinziDorf 1120 Wien
Bauherrschaft: Vinzenzgemeinschaft Eggenberg
– VinziWerke / Pfarrer Wolfgang Pucher (Graz)
Architektur: gaupenraub +/- / Alexander Hagner,
Ulrike Schartner
Foto: Kurt Kuball

Das VinziDorf musste mit äußerst geringen finanziellen Mitteln auskommen und war auf private Spenden und ehrenamtliche Unterstützung angewiesen. So errichteten etwa SchülerInnen der HTL Mödling die Holzständerkonstruktionen der Wohnmodule. Die eingesetzten Materialen sind alle sehr kostengünstig, werden aber durch die Entwurfsentscheidung aufgefangen, die sieben Minihäuser mit jeweils zwei Wohneinheiten als dicht gedrängtes Ensemble an den Rand des Grundstückes zu schieben. Nichtsdestotrotz bleibt die Bebauung locker und jedes Hausmodul ist so gegenüber den anderen verschoben, dass das jeweils einzige Fenster und die jeweils einzige Tür jeder Wohnung nicht auf die Behausungen anderer BewohnerInnen gerichtet sind.

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