Kinostart ab 26. Januar 2023 – Petrow hat Fieber ist eine Regiearbeit von Kirill Serebrennikov, der auch das Drehbuch dazu geschrieben hat. Die Geschichte basiert auf dem gleichnamigen, mehrfach ausgezeichneten Roman des Schriftstellers Alexey Salnikov. Der ungewöhnliche Stil und die lebendige Sprache des Autors zogen Kritiker und Leser gleichermaßen an. Das war im Jahr 2016. „Zu diesem Zeitpunkt beendeten Kirill Serebrennikov und ich gerade die Arbeit an LETO und überlegten, was unser nächster Schritt sein könnte. Da kamen wir auf die Idee, dass Kirill diesen Roman adaptieren sollte”, erinnert sich Produzent Ilya Stewart.
„Und wie es der Zufall wollte, hatte Kirill zur gleichen Zeit eine Bühnenadaption von PETROV’S FLU – Petrow hat Fieber für das Gogol Center Theater, Russlands führendes Avantgarde-Theater, arrangiert. „PETROV’S FLU ist unglaublich reich an Themen und Motiven und wie eine Symphonie aufgebaut: einige Plots tauchen auf, andere verblassen, einige wiederholen sich, als ob wir im Kopf des fiebrigen Protagonisten festsäßen. Ich liebe einfach die symphonische Struktur in Salnikovs Werk”, sagt Regisseur Kirill Serebrennikov.
In der Verfilmung hat die Rolle des Petrov Semyon Serzin übernommen, an seiner Seite spielen Chulpan Khamatova (Petrova), Yuri Kolokolnikov (Igor), Alexander Ilin (Viktor Mikhailovich), Vladislav Semiletkov (Petrov’s Sohn) und Julia Peresild (Snow Maiden). Im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele in Cannes 2021 feierte PETROV’S FLU – Petrow hat Fieber seine Weltpremiere. Beim diesjährigen FILMFEST MÜNCHEN lief der Film erstmalig in Deutschland.
“Vieles an der dunklen Materie des heutigen Russlands erklärt dieser Roman besser als jede politische Analyse.” Kirill Serebrennikow

Kirill Serebrennikov ist Theater-, Opern-, Film- und Fernsehregisseur. Seit 1994 führt er Regie, zunächst in seiner Heimatstadt Rostow am Don, dann in Moskau und in anderen europäischen Ländern. Das Gogol Center Moskau etablierte sich ab 2012 unter Serebrennikov’s Leitung als Russlands führendes Avantgarde-Theater und wurde zu einem Zentrum für den internationalen Kunstaustausch. Aktuell werden in Deutschland unter anderem folgende Inszenierungen von ihm gezeigt: „Der Schwarze Mönch” in Hamburg am Thalia Theater, „Decamerone” in Berlin am Deutschen Theater sowie verschiedene Opern an der Staatsoper Stuttgart. Seine Filme feierten in Rom, Locarno, Venedig und Cannes ihre Premieren.
Kirill Serebrennikov wurde in Russland immer wieder staatlichen Repressionen ausgesetzt, seine Arbeiten wurden von Seiten des Putin Regimes systemkritisch eingestuft und untersagt. 2017 wurde er aufgrund offensichtlich fingierter Beschuldigungen und Beweise nach jahrelangem Hausarrest 2020 zu einer dreijährigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Während des Prozesses fanden 2020 die Dreharbeiten zu Petrovs Flu statt. 2021 musste er die Leitung des Gogol-Center abgeben. Kurz vor dem Ukraine Krieg hat Serebrennikov Russland verlassen und lebt seitdem in Berlin.
Filmwebsite: Petrov’s Flu – Petrow hat Fieber – (farbfilm-verleih.de)
Technische Daten
Fassung: OmU, Filmlänge: 145 Minuten, Format: tbc, Genre: Drama, Produktionsland: Russland, Frankreich, Deutschland u. Schweiz, Produktionsjahr: 2021, Verleih: farbfilm verleih, Kinostart: 26. Januar 2023
Alexei Salnikow
Petrow hat Fieber
Gripperoman
Aus dem Russischen von Bettina Kaibach
Suhrkamp Verlag, Berlin
1. Auflage, 2022
978-3-518-43086-6
Jekaterinburg, kurz vor Silvester: Petrow, Automechaniker und erfolgloser Künstler, fühlt sich grippig. Unterwegs wird er von seinem Freund Igor abgefangen und schon sitzen die beiden in einem Leichenwagen um einen Sarg und kippen einen Wodka nach dem anderen. Währenddessen versucht Petrows Ex-Frau die Mordgedanken zu unterdrücken, die ständig von ihr Besitz ergreifen, und Petrow Junior bangt fiebernd ums Neujahrsfest.
In den grippigen Gehirnen der Petrows stehen Erinnerungssplitter aus der Breschnew-Ära unverdaut neben Fetzen westlicher Popkultur, trifft Ideologie auf Reklame, Dostojewski auf die Turtles. Nach moralischem Halt sucht man im Taumeln zwischen Wahn und Wirklichkeit vergebens.
Alexei Salnikow fasst die postsowjetische Gesellschaft ins Bild einer ansteckenden Krankheit, die niemanden verschont. Dass die Petrows inmitten des Irrwitzes trotz allem eine zarte Menschlichkeit bewahren, zeichnet seinen hochaktuellen Kultroman aus.