Die Frage, was wir eigentlich neu bauen – und was nicht – lenkt den Blick auf den Bestand. Müssen wir 400.000 Wohnungen neu bauen? Nein, im Gegenteil: Denn um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir uns endlich auch intensiver dem Bestand und der in ihm gebundenen grauen Energie widmen: Sanierung, Revitalisierung und Umnutzung anderer Typologien.
Sowohl das „Mehrfamilienhaus Urech“ in Chur als auch die „Arkadien Ulm/Dornstadt“ gemeinsam haben, ist deren Blick in die Zukunft. Ersteres Projekt steht in der ältesten Stadt der Schweiz, verkörpert aber ein energieeffizientes Gebäude, dessen Fassaden an die Himmelsausrichtung angepasst sind – helle Wände im Norden und Osten, dunkle Wände im Süden und Westen. Die „Arkadien“, dagegen, verkörpern wie eine soziale Gemeinschaft heutig und zukunftsweisend ökologisch, architektonisch und städtebaulich anspruchsvoll gemeinsam leben kann. Die Vielfalt der gewählten Projekte wird weiter in Szene durch Projekte wie das „Mehrfamilienhaus Alte Mühle“ gesetzt. Dieses alte Gasthaus konnte nicht erhalten bleiben, also wurde es mit neuem Nutzen als Mehrfamilienhaus neu aufgebaut. Dieses Gebäude ist ein reiner Holzbau, der die Fassade eines Gasthauses mit dem Innenleben eines Wohnungsbaus verbindet. Eine Art Umwandlung stellt auch durch das Projekt „Oasis“ dar, da der Tower nicht zu dem ursprünglichen Entwurf dazugehört hat. Nun werden die Gartenhäuser, die ein Teil von einem der größten Ensemble-Denkmälern sind, durch den dunklen Tower vor dem Verkehr abgeschirmt.
Besonders zeichnet sich aber der diesjährige 1. Platz aus, da das Projekt „Rennwegdreieck – Das Quartier im Haus“ zeigt, dass zukunftsweisende Lösungen für nachhaltige Stadtentwicklung kombinierbar mit hoher Qualität, Barrierefreiheit und Aspekte der Ökologie sind. Die Vielseitigkeit dieses Projekts hebt sich besonders gegenüber den restlichen 49 Wohnbauten hervor. Denn auch die Projektvielfalt unserer 50 „Wohnbauten des Jahres 2023“ zeigt dies eindrücklich – wenn auch manches Mal erst auf den zweiten Blick. Verstärkt durch die Interviews, in denen die Planer und Entscheider klare Forderungen an die Politik adressieren: Es ist an der Zeit, endlich deutlicher die gesetzlichen Weichen zu stellen und Entscheidungen zu treffen – für ein neues, ein anderes Bauen.
Fakten zum Wettbewerb:
Der Award Wohnbauten des Jahres wurde 2019 zum ersten Mal ausgelobt. 2023 hat die Jury Preise in neun Kategorien ausgesprochen: Geförderter Wohnungsbau, Innovative Fassade, Ländlicher Raum, Mischnutzung, Nachverdichtung, Premiumwohnen, Quartiersentwicklung, Revitalisierung und Wohnhochhaus.
Im Buch sind die besten 50 Projekte dokumentiert. Die Jury vergab einen ersten Preis, vier Anerkennungen und 45 Auszeichnungen. Sechs Produkte wurden zudem als die Gewinner und Auszeichnungen von Architects‘ Choice ausgewählt. Zudem wurde ein Fotografiepreis verliehen. Partner des Wettbewerbs sind das Architekturmagazin Baumeister, das österreichische Architekturmagazin architektur aktuell, das Schweizer Architekturmagazin tec21, CUBE, das InformationsZentrum Beton, die Bundesarchitekturkammer, der Immobilienverband Deutschland ivd, Drees & Sommer, Grohe Deutschland Vertriebs GmbH sowie die Messe München mit der EXPO REAL.
- Preis:
Rennwegdreieck – Das Quartier im Haus, Freiburg
Auftraggeber: Wohnungsbaugesellschaft Freiburger Stadtbau GmbH
Architekten: Bachelard Wagner Architekten AG BSA
Bewusst arbeitet der Entwurf mit den bestehenden Fluchten und Höhen der Nachbarschaft und fügt sich als Solitär sensibel in die Umgebung. Die leichte Überformung des
Dreiecks optimiert die Grundrisse, die ohne spitz zulaufende Räume auskommen. Breite sturzlose Öffnungen maximieren die natürliche
Belichtung und erweitern die Aussicht auf die Stadt.
Anerkennungen gingen an:
Das besondere Haus, Augsburg
Auftraggeber: Heimstatt Stiftung
Architekten: UTA Architekten und Stadtplaner
Zurück in die Zukunft, Leutkirch im Allgäu
Auftraggeber: elobau GmbH & Co. KG
Architekten: 164 Architekten und Stadtplaner PartGmbB
Potenzial statt Problem, Berlin
Auftraggeber: Appels Architekten
Architekten: Appels Architekten
Zeitgemäße Stadtgeschichtsschreibung, Balingen
Auftraggeber: Wohngenossenschaft Balingen eG
Architekten: nbundm* Architekten, BDA und Stadtplaner PartmbB
Fotografiepreis
Herta Hurnaus
Projekt: Helio Tower in Wien
Architekten: BEHF Architects
Folgenden Objekten hat die Jury eine Auszeichnung zugesprochen:
Geförderter Wohnungsbau:
Wohnhaus Rosalie, Wien (A), Auftraggeber: WBV-GPA Wohnbauvereinigung für Privatangestellte, Architekten: Gangoly & Kristiner Architekten in Kooperation mit O&O Baukunst
Helio Tower, Wien (A), Auftraggeber: BUWOG Group GmbH, BEHF Architects
Treffpunkt am Laubengang – Soziales Wohnen in Heubach, Heubach, Auftraggeber: Städtische Wohnbau-GmbH Heubach, Architekten: Kayser Architekten GmbH
Innovative Fassade:
Mehrfamilienhaus Urech, Chur (CH), Auftraggeber: Erbengemeinschaft Urech, Architekten: Albertin Architekten
BEAUFORT BY HEIMATUFER, Ludwigshafen am Rhein, Auftraggeber: DEUTSCHE WOHNWERTE GmbH & CO. KG, Architekten: Architekturbüro Eike Becker_Architekten
Ländlicher Raum:
Mehrfamilienhaus Alte Mühle, Grabs (CH), Auftraggeber: Privat, Architekten: Kaundbe Architekten AG
Mehrfamilienhaus Mühle, Grabs (A), Auftraggeber: Privat, Architekten: Kaundbe Architekten AG
Mischnutzung:
Apartmenthaus Mainzer Landstraße, Bremen, Auftraggeber: EuropaQuartier Bremen Grundbesitz GmbH, Architekten: Stefan Forster GmbH
Rosenthaler Straße 43-45, Berlin, Auftraggeber: TCHOBAN VOSS Architekten GmbH, Architekten: TCHOBAN VOSS Architekten GmbH
Haus Postplatz, Dresden, Auftraggeber: TCHOBAN VOSS Architekten GmbH, Architekten: TCHOBAN VOSS Architekten GmbH
Nachverdichtung:
Das weiße Haus – Mehrfamilienhaus, Puchheim, Auftraggeber: Meister Wohnbau GmbH & Co. KG, Architekten: vonMeierMohr Architekten PartGmbH
FO108, München, Auftraggeber: OrT Living München Forstenried 1 GmbH & Co. KG, Architekten: KAAN ARCHITEKTEN GmbH
Die Sanierung des Altbaus mit Garagenzeile war nicht sinnvoll. In zwei Neubauten entstanden 22 Wohnungen, die Autos parken in der Tiefgarage. Identische Grundrisse, etwa 900 qm Fläche. Die OrT Group in München wollte zeitgemäße, sozial- und ökologisch nachhaltige Mietwohnungen haben, die sich in die Umgebung einfügen. Die Wohnfläche der überwiegend barrierefrei zugänglichen Wohnungen hat sich beinahe verdoppelt.
Der neue Kollerhof, Gersthofen, Auftraggeber: Josef Koller, Architekten: Peter Bohn + Assoziierte Gesellschaft von Architekten mbH
Die Drei Schwestern, genossenschaftlicher 1 Wohnungsbau in Hamburg Harburg, Hamburg, Auftraggeber: Bauverein Reiherstieg eG, Architekten: Renner Hainke Wirth Zirn Architekten
GWG Harthof, München, Auftraggeber: GOLDBECK Süd GmbH, Niederlassung Büro- und Wohngebäude München, GWG Städtische Wohnungsgesellschaft München mbH, Architekten: Grassinger Emrich Architekten GmbH
Mehrfamilienhäuser Pfrundgutstrasse, Buchs (CH), Auftraggeber: Bear Engineering AG, Architekten: Kaundbe Architekten AG
Mehrfamilienhäuser Nebenbachweg, Buchs (CH), Auftraggeber: Bear Engineering AG, Architekten: Kaundbe Architekten AG
Premiumwohnen:
Kolberger 5 – ein zeitgenössisches Stadtpalais von Sir David Chipperfield, München Bogenhausen-Herzogpark, Auftraggeber: Euroboden Kolbergerstraße 5 GmbH, Architekten: Studio Mark Randel, David Chipperfield Architects – Gesellschaft von Architekten mbH
Haus neben der Kirche, Kilchberg (CH), Auftraggeber: Reformierte Kirche Kilchberg, Architekten: Think Architecture
Oasis, Berlin, Auftraggeber: TCHOBAN VOSS Architekten GmbH, Architekten: TCHOBAN VOSS Architekten GmbH
Unter Bäumen, München, Auftraggeber: Raumwerk Immobilien GmbH & Co. KG, Architekten: WWA Architekten Wöhr Heugenhauser Johansen PartmbB
Résidence Château, Mehrfamilienhaus mit historischem Ausblick, Michelau (LU), Auftraggeber: gap_architects, Architekten: gap_architects
Mehrfamilienhäuser Gamander, Schaan (LI), Auftraggeber: wohn-loft Immobilien AG, Architekten: Architekturbüro Kaundbe Architekten AG
Mehrfamilienhaus Eichholz, Triesen (LI), Auftraggeber: LIMOS AG, Architekten: Architekturbüro Kaundbe Architekten AG
Quartiersentwicklung:
Arkadien Ulm/Dornstadt, Dornstadt, Auftraggeber: Strenger Gruppe, Architekten: RAFF ARCHITEKTEN – Architektur und Städtebau PartgmbB
Wohnquartier Hermann-Dorner-Allee, Berlin-Adlershof, Auftraggeber: HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft GmbH, Architekten: Architekturbüro blocher partners GmbH
Heimatufer – zu Hause am Wasser, Ludwigshafen, Auftraggeber: DEUTSCHE WOHNWERTE GmbH & Co. KG, Architekten: Elke Becker_Architekten
Wohnquartier Kleyerstraße, Frankfurt am Main, Auftraggeber: Schimpel & Winter Immobilien-Gruppe, Architekten: planquadrat, Elfers Geskes Krämer und Partner GmbH
GARTENHOFQuartier, Burgwedel, Auftraggeber: Saccullo Massivbau GmbH, Architekten: Guder Hoffend Architekten
LOOP_SIDE, Speyer, Auftraggeber: DEUTSCHE WOHNWERTE GmbH & Co. KG, Architekten: Elke Becker_Architekten, Fischer Architekten GmbH
Konversion Prix-Quartier, Schondorf am Ammersee, Auftraggeber: Wüstenrot Haus- und Städtebau GmbH, Architekten: Knoop & Rödl Architekten, Partnerschaftsgesellschaft mbB + mahl gebhard konzepte Landschaftsarchitekten BDLA Stadtplaner Partnerschaftsgesellschaft mbB
Meiller Gärten, München, Baufeld 06, München, Auftraggeber: Rathgeber AG, Architekten: steidle architekten. Gesellschaft von Architekten und Stadtplanern mbH
SCHOENEGARTEN, Berlin, Auftraggeber: Kurfürstenstraße 41 – 44 Grundstücks GmbH c/o LAGRANDE Group GmbH, Architekten: TCHOBAN VOSS Architekten GmbH
SOS-Kinderdorf, Hafen für Familien, Hamburg, Auftraggeber: SOS-Kinderdorf e.V., Architekten: CARSTEN ROTH ARCHITEKT
EMBASSY – Wohnen am Köllnischen Park, Berlin, Auftraggeber: ADAMA Metropol Development GmbH, Architekten: TCHOBAN VOSS Architekten GmbH
Maselli Areal, Dornbirn (A), Auftraggeber: Hoffenscher-Rhomberg Immobilien GmbH, Architekten: Hoffenscher ZT GmbH
Rosenberg Logen, Hofheim am Taunus, Marxheim, Auftraggeber: Wilma Wohnen Süd Bauprojekte GmbH, Architekten: Zaeske Architekten BDA Partnerschaftsgesellschaft mbH
ZOO eins, Düsseldorf, Auftraggeber: DORNIEDEN Zooviertel GmbH & Co. KG, Architekten: Konrath und Wennemar Architekten Ingenieure
Wohnpark Alte Gärtnerei, Mels (CH), Auftraggeber: Janser Immobilien AG, Architekten: Kaundbe Architekten AG
Meiller Gärten München, Baufeld 02, München Moosach, Auftraggeber: F.X. Meiller Gelände- GmbH & Co. KG, Architekten: Baumschlager Eberle Lustenau GmbH | LUS
THEOs – Willkommen im Park, Wien (A), Auftraggeber: Österreichisches Siedlungswerk Gemeinnützige Wohnungsaktiengesellschaft, Architekten: driendl*architects ZT GmbH, BWM Architekten und Partner ZT GmbH
Revitalisierung:
Historisch charmant, zeitgemäß flexibel, Landau, Auftraggeber: Holch, Landau, Architekten: ARCHImedes, Landau
Altbau, energieeffizient aufgestockt, München, Auftraggeber: Arcs Architekten, Architekten: Arcs Architekten
Wohnhochhaus:
Zwillinge – Shared Living Plus, Berlin, Auftraggeber: Rathenaustraße 25 Grundstücksgesellschaft mbH & Co. KG, Architekten: Sehw Architektur
MARINA TOWER, Wien (A), Auftraggeber: BUWOG Group GmbH, Architekten: Zechner & Zechner ZT GmbH
Folgende Produkte wurden als die Architects‘ Choice ausgezeichnet:
Erster Preis:
GUTEX Pyroresist wall, Unternehmen: Gutex, Waldshut-Tiengen, Kategorie: Außenwand, Fassade, Dach, Fenster, Sonnenschutz & Sichtschutz
Auszeichnungen:
Cortenstahlbekleidung, Unternehmen: Heidersberger Fassadenbau GmbH, Greven, Kategorie: Außenwand, Fassade, Dach, Fenster, Sonnenschutz & Sichtschutz
SALTO Space, Unternehmen: SALTO Systems GmbH, Wuppertal, Kategorie: Gebäudetechnik, Brandschutz, Sicherheitstechnik & Energiekonzept
MAKORING-CEM, Unternehmen: MAKO GmbH & Co. KG Schalungstechnik, Ohrdruf, Kategorie: Außenwand, Fassade, Dach, Fenster, Sonnenschutz & Sichtschutz
Kipptor NA, Unternehmen: Käuferle GmbH & Co. KG, Aichach, Kategorie: Eingangsbereich, Eingangskontrolle, Türen & Tore
HEWI System 900, Unternehmen: HEWI Heinrik Wilke GmbH, Kategorie: Decke, Wand & Boden
Die Autoren
Zukunftsforscher Dr. Stefan Carsten ist Experte für die Megatrends Mobilität und Urbanisierung. Er unterstützt als Keynote Speaker, Berater und Autor Transformationsprozesse zur nachhaltigen, zukunftsfähigen Stadt- und Mobilitätsgesellschaft.
Katharina Matzig hat Architektur an der TU Braunschweig studiert und als Redakteurin für Baunetz in Berlin gearbeitet. Sie schreibt Texte für Fach- und Tagespresse und ist seit 1997 für die Architekturvermittlung bei der Bayerischen Architektenkammer zuständig.
Die Jury
- Simon Dietzfelbinger (Head of Residential Properties Drees & Sommer)
- Katharina Matzig (Autorin)
- Julia Mang-Bohn (Inhaberin, Bohn Architekten)
- Ulrich Nolting (Geschäftsführer InformationsZentrum Beton)
- Dr. Fabian Peters (Chefredakteur Architekturmagazin Baumeister)
- Jana Richter (Architektin, Praeger Richter Architekten, Vorjahressieger)
- Silja Schade-Bünsow (Geschäftsführerin Förderverein Bundesstiftung Baukultur)
- Josef Schmid (Mitglied des Ausschusses für Wohnen, Bau und Verkehr im Bayerischen Landtag)
Ausgezeichneter Wohnungsbau – Wohnbauten des Jahres 2023
Stefan Carsten, Katharina Matzig
448 Seiten, ca. 400 farbige Abbildungen und Pläne
23 x 30 cm, gebunden
ISBN: 978-3-7667-2648-3