Weniger Menschen aus der Ukraine nach Deutschland zugezogen


Im Jahr 2023 sind deutlich weniger Menschen aus der Ukraine nach Deutschland zugezogen als im Jahr 2022, das von einer großen Fluchtbewegung nach Beginn des russischen Angriffskriegs am 24. Februar 2022 geprägt war. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) auf Basis einer Sonderauswertung vorläufiger Ergebnisse der Wanderungsstatistik mitteilt, wurden im Jahr 2023 rund 277 000 Zuzüge aus der Ukraine und 156 000 Fortzüge in die Ukraine erfasst. Daraus ergibt sich eine Nettozuwanderung (Zuzüge abzüglich Fortzüge) von 121 000 Menschen. 2022 hatte es mit rund 1,1 Millionen Zuzügen und 138 000 Fortzügen eine Nettozuwanderung von 960 000 Menschen gegeben. Damit war die Nettozuwanderung aus der Ukraine 2023 erheblich geringer als im Vorjahr, sie lag aber weiterhin höher als in den Jahren vor dem russischen Angriffskrieg (2021: +6 000, 2020: +5 000, 2019: +7 000).

Seit 2022 aus der Ukraine Zugewanderte zu 61 Prozent weiblich und zu 34 Prozent minderjährig 

Die in den Jahren 2022 und 2023 aus der Ukraine zugewanderten Personen waren zu 61 Prozent weiblich und zu 34 Prozent minderjährig. Nach vorläufigen Ergebnissen des Mikrozensus waren rund 40 Prozent der bis Mitte 2023 Zugewanderten Alleinerziehende und deren Kinder. Im Jahr 2023 hat sich die Alters- und Geschlechterverteilung der aus der Ukraine Zugewanderten gegenüber dem Vorjahr verändert. Zwar zogen auch im Jahr 2023 mit 53 Prozent der insgesamt 277 000 aus der Ukraine zugewanderten Personen mehrheitlich Frauen und Mädchen nach Deutschland, ihr Anteil war aber geringer als im Vorjahr (63 Prozent der rund 1,1 Millionen Zugewanderten). Zudem fiel der Anteil der unter 18-Jährigen von 35 Prozent im Jahr 2022 auf 28 Prozent im Jahr 2023, während der Anteil der 18- bis unter 60-Jährigen von 54 Prozent auf 61 Prozent stieg. Der Anteil der ab 60-Jährigen an den Zugewanderten aus der Ukraine lag sowohl im Jahr 2022 als auch 2023 bei 11 Prozent. 

1,15 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer in Deutschland im Oktober 2023 

Die hohe Zuwanderung aus der Ukraine hat dazu geführt, dass die Bevölkerung mit ukrainischer Staatsangehörigkeit in Deutschland von 138 000 Menschen im Januar 2022 auf 1,15 Millionen Menschen im Oktober 2023 angewachsen ist. Der Anteil der Ukrainerinnen und Ukrainer an der Gesamtbevölkerung stieg im selben Zeitraum von 0,2 Prozent auf 1,4 Prozent. Während sich von Januar 2022 bis Oktober 2022 die Zahl ukrainischer Staatsangehöriger von 138 000 auf 1,02 Millionen Menschen mehr als versiebenfacht hatte (+639 Prozent), war der Zuwachs von Januar 2023 bis Oktober 2023 von 1,07 Millionen auf 1,15 Millionen Menschen (+7 Prozent) deutlich geringer. Ukrainische Staatsangehörige waren damit im Oktober 2023 nach türkischen Staatsangehörigen (1,6 Prozent oder 1,39 Millionen) die zweitgrößte ausländische Bevölkerungsgruppe in Deutschland. 

Anteil der ukrainischen Bevölkerung in Hamburg und Berlin zuletzt am höchsten 

Die meisten Ukrainerinnen und Ukrainer lebten im Oktober 2023 in den bevölkerungsreichsten Bundesländern Nordrhein-Westfalen (234 000), Bayern (168 000), Baden-Württemberg (159 000) und Niedersachsen (114 000). Betrachtet man den Anteil der ukrainischen an der jeweiligen Gesamtbevölkerung in den Bundesländern, ergibt sich ein anderes Bild: Anteilig lebten die meisten Ukrainerinnen und Ukrainer – gemessen an der Gesamtbevölkerung im jeweiligen Bundesland – in Hamburg (1,7 Prozent), Berlin (1,6 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (1,5 Prozent). Anteilig die wenigsten lebten in Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Brandenburg (je 1,2 Prozent) gefolgt von Bayern und Nordrhein-Westfalen (je 1,3 Prozent).

Methodische Hinweise:
Die Ergebnisse zur Nettozuwanderung aus der Ukraine basieren auf vorläufigen Monatsergebnissen und einer Sonderauswertung von Rohdaten der Wanderungsstatistik. Grundlage der Sonderauswertung von Rohdaten sind die von den Meldebehörden registrierten Zu- und Fortzüge ohne die übliche Aufbereitung und Plausibilisierung der Statistischen Ämter.

In der Wanderungsstatistik werden Zu- und Fortzüge dargestellt, die nach den melderechtlichen Regelungen bei den zuständigen Meldebehörden registriert wurden. Wenn sich Personen innerhalb des Berichtszeitraums mehrfach an- oder abmelden, werden auch mehrere Zuzüge beziehungsweise Fortzüge registriert. Bei Zuzügen und Fortzügen kommt es zu einer Untererfassung, wenn sich Personen nach der Einreise nicht bei den Meldebehörden in Deutschland anmelden beziehungsweise wenn sie sich vor der Ausreise nicht abmelden. Kurzfristige zirkuläre Mobilität zwischen der Ukraine und Deutschland kann mit den Daten nicht abgebildet werden.

Die Entwicklung der Bevölkerungszahlen ergibt sich zum einen aus den Geburten und Sterbefällen, zum anderen aus den Zu- und Fortzügen, die die Standesämter beziehungsweise Meldebehörden den Statistischen Ämtern mitteilen. Die dargestellten Bevölkerungszahlen basieren auf der Fortschreibung der Ergebnisse des Zensus 2011. Nach der Veröffentlichung der Ergebnisse des Zensus 2022 wird die Grundlage der Bevölkerungsberechnung aktualisiert.

Meldung  Statistisches Bundesamt, destatis, Wiesbaden

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