Die Rolle des Ehrengastes kehrt zurück an ihren Ausgangsort. In diesem Jahr erklingt die Erfolgsformel, die im Rahmen der 40. Frankfurter Buchmesse bekanntgegeben wurde, in der Sprache des Pionierlandes. Sechsunddreißig Jahre nach der ersten Teilnahme ist Italien erneut Ehrengast der bedeutendsten Buchmesse der Welt. Sie bietet ein Schaufenster für unsere Literatur, das seinesgleichen sucht, sowie eine hervorragende Gelegenheit, unsere Kultur als Ganzes im Ausland vorzustellen.
talien präsentiert sich in Frankfurt mit einem Verlagsprogramm, das vom Italienischen Verlegerverband-AIE organisiert wird und das professionelle Programm des gemeinsamen Standes ergänzt, das ganz bewusst alle literarischen Gattungen umfasst und von über hundert Autoren und Gästen begleitet wird.
ItalyFrankfurt Book Fair 2024 (italiafrancoforte2024.com)
Von Gedichten bis zu sozialen Brennpunkten, von Krimis bis Comics, von Essays bis zu Liebesromanen, von den Künsten bis zu Jugendinhalten: Das italienische Angebot räumt sämtlichen Genres die gleichen, uneingeschränkten Rechte ein und lehnt die Idee einer wertenden Gliederung entschieden ab.
Vielfalt als Reichtum
Vielfalt der Genres, aber auch der Generationen: Die beiden „Veteranen“ Claudio Magris und Dacia Maraini, die bereits vor 36 Jahren Italien auf der Buchmesse vertraten, kehren Seite an Seite mit Autorinnen und Autoren nach Frankfurt zurück, die um das Jahr 1988 oder später geboren wurden, darunter Anna Giurickovic Dato, Ginevra Lamberti, Maddalena Fingerle und Alice Urciuolo. Das Schreiben kennt kein Alter, und insbesondere die italienische Literatur wird von einem generationenübergreifenden Geist durchweht, der dafür sorgt, dass Romane von den Eltern auf die Kinder übergehen und Momente des familiären Miteinanders, Gesprächsanstöße und der gegenseitige Austausch von Wissen möglich werden. Gerade diesen Aspekt möchte Italien als Ehrengast mit der Auswahl der Autoren und Themen seines Programms besonders unterstreichen.
Wir alle bilden die Geschichte
Das Programm der zweiten italienischen Teilnahme steht unter dem Motto „Verwurzelt in der Zukunft“. Und das ist kein Widerspruch. Die Geschichte der italienischen Literatur stellt im Ausland eine so bekannte und geschätzte Größe dar, dass ihre Auslage in einem derart prestigeträchtigen und unserem zeitgenössischen Verlagswesen gewidmeten Schaufenster unentbehrlich erscheint. In diesem Rahmen ist auch die Hommage an Persönlichkeiten wie Aldo Manuzio und Andrea Camilleri oder Institutionen wie die Universität Neapel Federico II anlässlich ihres achthundertjährigen Bestehens einzuordnen.
Aktuelles, Geopolitik, Religion und Jugend
Aber Italien in Frankfurt wird seinen Blick nicht zuletzt auf das aktuelle Geschehen richten, inklusive Momenten der Besinnung auf Europa, auf seine Beziehungen zu Russland, auf die Rolle der Intellektuellen in Gesellschaft und Politik. Unter das aktuelle Geschehen sollten auch all jene Veranstaltungen einbezogen werden, die sich der spirituellen und religiösen Sphäre widmen, die der Frage nachgeht, welchen Beitrag bestimmte gemeinsame Werte für das soziale Zusammenleben in einer Zeit der Spaltung leisten können.
Gestern, heute und morgen: Die Aufmerksamkeit, die den neuen Generationen von Lesern (und nicht nur ihnen) gewidmet wird, zeigt sich an der Bedeutung der herausragendsten Vertreter der Kinder- und Jugendliteratur für unser Alltagsleben, sowie an den Veranstaltungen im Beisein der Stars der angesagten Literaturgattung Romance.
Der Gehalt der Methode
Eine weitere Stärke des Programms besteht darin, dass es sein Augenmerk nicht nur darauf richtet, was geschrieben wird, sondern auch wie es geschrieben wird. Es geschieht nicht alle Tage, dass Autoren bereitwillig aus dem Nähkästchen plaudern und erzählen, wie sie ihre Werke zum Leben erwecken. In einem eigenen Format begibt sich die Journalistin Loretta Cavaricci auf Tuchfühlung mit den Autoren, um die Geheimnisse dieses faszinierenden Berufs zu entschlüsseln oder es zumindest zu versuchen.
Der Pavillon von Stefano Boeri: die italienische Piazza
Vergangenheit und Zukunft, Tradition und Moderne: Alles trifft aufeinander und verschmilzt in dem von Architekt Stefano Boeri entworfenen und gestalteten Pavillon, einem physischen Ort, der dem Anspruch Italiens als Ehrengast Gestalt verleiht. Eine typische italienische Piazza inklusive umliegender Säulengänge und offener Räume, die die Idee von Geselligkeit und das Gefühl von Gemeinschaft zum Ausdruck bringen soll, für das die Einwohner Italiens weltweit bekannt sind. Im Inneren liegen die Arena und das Caffé Letterario, die beiden Schauplätze für Termine im Rahmen des Verlagsprogrammes. Hier ist das Zentrum, aus dem heraus über hundert Autoren und Gäste die fünf Messetage im Zeichen der Tricolore mit Leben erfüllen werden. Sie werden dies im Rahmen eines Austauschs im Plauderton tun, der eigens dazu dienen soll, unterschiedliche, wenn nicht sogar widersprüchliche, Sichtweisen und Wahrnehmungen zu fördern. Die dialektische Gegenüberstellung ist der wahre Protagonist der italienischen Teilnahme, und zwar ohne jegliche Versessenheit darauf, identische oder überlappende Positionen erzielen zu müssen. Ausgehend von dieser Geisteshaltung versucht Italien als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse aufzuzeigen, dass Kultur vereint – auch in der Vielfalt.
Ausstellungen zwischen Antike und Gegenwart
Der Pavillon von Italien als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse bringt die Geschichte eines Landes der Exzellenz visuell zum Leben.
Ein Thema, das hervorragend zum Motto „Verwurzelt in der Zukunft“ passt, ist die Beziehung zur Antike, die auf den 2300 gestalteten Quadratmetern der Ausstellung L’istante e l’eternità. Tra noi e gli antichi (Der Moment und die Ewigkeit. Zwischen uns und der Antike) dargeboten wird, die bereits im Museo Nazionale Romano in den Diokletiansthermen äußerst erfolgreich war. Der angemessene Tribut an die griechisch römische Kultur, zumal im Beisein von Werken des Mittelalters, der Moderne und der Gegenwart, bezeugt die Fähigkeit des Menschen jedes Zeitalters, sich von der Antike inspirieren zu lassen, ohne jedoch den Willen einzubüßen, Neues zu entdecken und sich selbst neu zu entdecken. Im Inneren des Pavillons darf natürlich eine Ausstellung über Johann Wolfgang von Goethe nicht fehlen, den wohl leidenschaftlichsten Italienliebhaber Deutschlands, der es durch sein berühmtes Reisetagebuch geschafft hat, die vorhandenen „Wahlverwandtschaften“ zwischen unseren beiden Völkern zu stärken. Organisiert werden die beiden von Luigi Gallo kuratierten Ausstellungen von der Generaldirektion Museen des italienischen Kulturministeriums. Sie geben den Besuchern der Buchmesse die Möglichkeit, außerordentlich typische Stücke eines einzigartigen historischen und künstlerischen Erbes hautnah zu bewundern, das weltweit seinesgleichen sucht.
Ein kurzes, aber gewaltiges Jahrhundert: Hommage an die Literatur des 20. Jahrhunderts
Von Goethes Italien des 18. Jahrhunderts aus unternehmen wir mit der Fotoausstellung „Scritto in faccia“ eine Zeitreise ins 20. Jahrhundert. Dieser von der Italian Literary Agency entworfene und von Alberto Saibene kuratierte Ausstellungsparcours nimmt die Besucher des Pavillons mit auf eine Fotoreise über 100 Jahre. Ein Jahrhundert der großen Tragödien für unser Land, aber auch ein silbernes Zeitalter für unsere Literatur. Die Porträts von rund 60 Autoren verwandeln die von Stefano Boeri gestaltete Piazza in eine Art Pantheon der Literatur des 20. Jahrhunderts. Um hier nur einige Autoren zu nennen: Italo Svevo und Alberto Arbasino, Oriana Fallaci und Dario Fo. So sehr sie von ihrer Herkunft oder Ausrichtung her voneinander entfernt sein mögen, so sehr haben sie doch einen grundlegenden Beitrag zur Verewigung der italienischen Literatur des 20. Jahrhunderts geleistet – ein Verdienst, den diese Ausstellung, die weitaus mehr sein will als ein reines Personenverzeichnis oder lediglich eine Orientierungshilfe, feiern möchte.
“Stifte“ von morgen
Symbol für die Teilnahme Italiens als Ehrengast schlechthin ist das Manifest, das zu diesem Anlass vom Künstler Lorenzo Mattotti entworfen wurde und in dem eine junge Leserin auf ihrer Calla abgebildet ist. Unvermeidlich natürlich, der Welt der Illustration im Pavillon einen Ehrenplatz einzuräumen: neue Trends, Ideen und Talente in der von der Accademia Drosselmeier kuratierten und von der BolognaFiere/Kinderbuchmesse Bologna organisierten Ausstellung Matite giovani tra illustrazione e fumetto (Junge Stifte zwischen Illustration und Comic). Schon der Name der bedeutendsten Fachmesse für Jugendliteratur und -inhalte garantiert, dass auf der italienischen Piazza in Frankfurt die vielversprechendsten jungen Vertreter dieser besonderen Sparte, in der Italien seit langem den Ton angibt, zu bewundern sein werden.
Mit Büchern zu Tisch
Im hektischen Hin und Her zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, zu dem die Besucher aufgerufen sind, darf unsere unschätzbare önogastronomische Literaturtradition nicht vergessen werden. Auf Initiative der Biblioteca Storica Nazionale dell’Agricoltura werden einige altehrwürdige und kostbare Ausgaben zu diesem Thema in Frankfurt gezeigt. Diese Exemplare stammen aus der Zeit zwischen 1596 und 1892 und werden interaktiv zur Verfügung gestellt. Herbarien, Rezeptsammlungen, Handbücher der Botanik: Ein vielsagender Beweis der Bedeutung der Önogastronomie als integraler Bestandteil des italienischen Kulturerbes, einschließlich der Literatur. Es ist nicht nur falsch zu sagen, dass man Kultur nicht essen kann, sondern ganz im Gegenteil können wir mit Fug und Recht behaupten, dass in Italien das, was gegessen wird, häufig zur Kultur wird. Diese Ausstellung ist aber nicht die einzige Initiative des italienischen Ministeriums für Landwirtschafts-, Ernährungs- und Forstpolitik, die während der Messetage aktiv eine Rolle spielt bei der Bewerbung von Wein und Essen Made in Italy.
Das kommende Jahr. Ein Brückenschlag ins Jahr 2025
Die historische Teilnahme Italiens an der diesjährigen Buchmesse schlägt zudem eine symbolische Brücke zu den wichtigsten Kulturveranstaltungen des nächsten Jahres. 2025 5 feiern wir Nova Gorica und Gorizia als gemeinsame Europäische Kulturhauptstadt sowie den 100. Jahrestag der Gründung des Istituto della Enciclopedia Treccani.
Im Pavillon ist der Initiative „GO! 2025 Nova Gorica – Gorizia“ ein eigener Bereich gewidmet – auch als Fortführung des Ereignisses in Frankfurt, wurde Italien doch im vergangenen Oktober die traditionelle GastRolle der Buchmesse von seinem Vorgänger Slowenien überreicht. Die Enciclopedia Treccani ihrerseits wird die Piazza mit einer Ausstellung über die in der Renaissance typischen Studiolo-Ateliers schmücken, die aus diesem Anlass in die Gegenwart überführt werden. Im Inneren wechseln sich wertvolle antike Werke mit multimedialen Elementen in einer Verherrlichung zeitloser Schönheit ab. Ebenfalls im Geiste von „Verwurzelt in der Zukunft“ spannen sich die Ausstellungen zwischen zwei eng miteinander verbundenen Persönlichkeiten auf: Niccolò Machiavelli und Aldo Manuzio.
Kultur ohne (alle) Barrieren
Italien beabsichtigt, eine barrierefreie Kultur nach Frankfurt zu bringen. Und auch architektonische, physische, kognitive und sensorische Schranken bilden da keine Ausnahme. Inklusion ist ein Schlüsselwort im Programm von Italien als Ehrengast 2024 der Frankfurter Buchmesse. Zu diesem Zweck werden dank der Fondazione LIA – Libri Italiani Accessibili im Pavillon auch Lesungen im Dunkeln veranstaltet. Dieses äußerst mitreißende Erlebnis soll die digitale Barrierefreiheit und soziokulturelle Eingliederung von Menschen mit Sehbehinderung veranschaulichen. Durch das Fehlen von Licht verschwinden beim Reading al buio (Im Dunklen lesen) sämtliche Unterschiede zwischen denen, die mit den Augen lesen, und jenen, die dafür ihre Hände oder ihre Ohren benutzen. Diese Initiative zielt darauf ab, den uneingeschränkten Zugang zum nationalen Literaturerbe zu gewährleisten und Menschen mit Behinderungen die Möglichkeit zu geben, ihre kulturellen Wege autonom zu wählen.
Klingendes Italien zwischen Oper und Sanremo
Um es mit einem leicht abgewandelten Sprichwort zu sagen, rückt das italienische Programm auf der Buchmesse das Buch wieder „ins Zentrum des Dorfes“. In Frankfurt soll 6 aber ein Fest der Kultur Italiens auf allen Ebenen gefeiert werden, nicht nur ein Fest der Literatur.
Die Musik als Königin der Künste untermalt die Annäherung an die Buchmesse und bildet in der lang erwarteten Oktoberwoche auch das Aushängeschild des italienischen Programms. Es gibt Stereotype, die durch die Teilnahme Italiens entzaubert, andere aber, die dadurch gerade gefestigt werden sollen: In die zweite Kategorie fällt mit Sicherheit das Klischee von Italien als dem Land des ‚Bel canto‘, des schönen Gesangs. Wohl am deutlichsten untermauert wird diese Aussage durch die Oper, dem vorrangigen Vehikel für die Verbreitung der italienischen Sprache in der Welt. Im Kulturprogramm, das für die Teilnahme an der Buchmesse eigens vorbereitet wurde, ehrt Italien als Ehrengast diese musikalische Gattung, die am ehesten in der Lage war, einen Zusammenfluss der Künste zum Ausdruck zu bringen – Musik, Literatur und Bilder, die sich gegenüberstehen und treffen.
Doch in der Musik gibt es keine Abgrenzung zwischen dem Heiligen und dem Profanen: Genau das unterstreicht das kulturelle Programm sowohl in Bezug auf die lyrische als auch auf die populäre Tradition, die schließlich mit den besten Interpreten des zeitgenössischen italienischen Liedes endet.
Über die Europameisterschaft nach Frankfurt
Am Mittwoch, dem 12. Juni, beginnt das Programm im Konzerthaus Dortmund mit dem Sinfoniekonzert „Italienische Passionen, von Rossini bis Puccini“ des Nuova Orchestra Scarlatti unter der Leitung von Beatrice Venezi und begleitet vom Tenor Vittorio Grigolo. Diese Veranstaltung fällt zusammen mit der Eröffnung der Casa Azzurri in der nordrheinwestfälischen Stadt, dem Spielerquartier der italienischen Fußball Nationalmannschaft, die bei der Europameisterschaft 2024 in Deutschland als Titelverteidiger an den Start geht.
Am Donnerstag, dem 29. August, folgt die von Stardirigent Riccardo Chailly geleitete Filarmonica della Scala in der Berliner Philharmonie. Im Rahmen des renommierten Musikfests Berlin, dem wichtigsten Ereignis der deutschen Musikszene, bildet sie den 7 Auftakt mit einer internationalen Hommage an Luciano Berio und Wolfgang Rihm, gefolgt von der Aufführung der beiden Suiten aus Maurice Ravels „Daphnis et Chloé“.
Der 100. Todestag Puccinis und die Tradition der Volksmusik
In der Woche der Buchmesse präsentiert sich Italien dem deutschen Publikum im ganz großen Stil mit einem Konzert des Orchestra della Fondazione Arena di Verona anlässlich des 100. Todestages Giacomo Puccinis. Am Dienstagabend, dem 15. Oktober, nur wenige Stunden nach der Eröffnungszeremonie, werden in der im Stil der italienischen Renaissance errichteten Alten Oper in Frankfurt Arien des großen Komponisten aus Lucca zum Besten gegeben.
Beinahe alle im Zeichen Italiens stehenden Tage auf der Buchmesse klingen mit musikalischen Darbietungen in den Frankfurter Spielstätten aus: Am Mittwoch, dem 16. Oktober, bitten das Orchestra Popolare Italiana und der Corpo di Ballo Popolare dell’Auditorium Parco della Musica di Roma unter der Leitung Ambrogio Sparagnas das Publikum in der Alten Oper im Rahmen der Veranstaltung „Taranta d’amore und italienische Tänze“ zu Ehren der musikalischen Tradition der italienischen Regionen zum Tanz.
Rigoletto und das große Finale an der Seite von „Il Volo“
Die erlesene Musik kehrt am Freitag, dem 18. Oktober, mit dem Werk „Rigoletto“ in die Alte Oper Frankfurt zurück. Giuseppe Verdis Meisterwerk wird unter der Leitung Giuseppe Mentuccias aufgeführt und in Zusammenarbeit mit der Frankfurter Spielstätte inszeniert. Das musikalische Programm der Buchmesse endet mit drei der weltweit berühmtesten und beliebtesten Stimmen Italiens: den beiden Tenören Piero Barone und Ignazio Boschetto sowie dem Bariton Gianluca Ginoble. Das für Samstag, den 19. Oktober, vorgesehene und heißersehnte Konzert des Trios „Il Volo“ in der Festhalle ist Teil der Veranstaltungsreihe von Italien als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2024. Untermalt von den Klängen der Siegerbeiträge des Fesitvals von Sanremo 2015 erfolgt am nächsten Tag die Übergabe der GastRolle durch die italienische Delegation an die der Philippinen.
Der Weg hin zu „Zielort Frankfurt“
Die Teilnahme Italiens als Ehrengast beschränkt sich jedoch keineswegs nur auf die fünf Messetage. Die Eröffnungszeremonie am 15. Oktober markiert den Abschluss einer Reise, die während der vorhergehenden Buchmesse ihren Anfang nahm und in den letzten Monaten in Italien, Deutschland und darüber hinaus fortgesetzt wurde. Das wichtigste Ziel dieser historischen Veranstaltung bleibt, das Bewusstsein für die italienische Literatur zu steigern, und zwar bei Verlegern, Mitarbeitern und dem internationalen Publikum, das seit jeher eine Oktoberwoche lang in Frankfurt anwesend ist. Darauf bereitete man sich in den vergangenen Monaten mit dem Programm „Zielort Frankfurt“ der fünf in Deutschland tätigen Italienischen Kulturinstitute (Berlin, Hamburg, Köln, München und Stuttgart) in Zusammenarbeit mit dem Italienischen Verlegerverband-AIE und koordiniert von der italienischen Botschaft in Berlin vor. Die Annäherung an das große Ziel gipfelt am Montag, dem 14. Oktober, in einer Debatte an der Goethe-Universität Frankfurt, die von Villa Vigoni in Zusammenarbeit mit dem Institut historique franco-allemand organisiert wird und unter der Schirmherrschaft der Fakultät für katholische Theologie stattfindet. Die Debatte widmet sich inhaltlich den Themen des Buches Das Christentum von Professor Jörg Lauster und Lo Stivale e il Cupolone (Der Stiefel und die Kuppel) von Mauro Mazza. Beide Autoren nehmen als Redner an der Seite des Generaldirektors des Istituto della Enciclopedia Italiana Treccani, Massimo Bray, an dieser von Christiane Liermann Traniello und Xenia von Tippelskirch moderierten Veranstaltung teil.
Zielsetzung: Übersetzung
Das Verlagsprogramm für die Buchmesse, das auf dem Modell des Vergleichs und der Verbindung zwischen etablierten Autoren und aufstrebenden jungen Autoren basiert, hat den Anspruch, eine treibende Kraft für das weitere Wachstum des ohnehin schon sehr guten nationalen Verlagsmarktes zu werden. Im Bewusstsein, dass der Export von Urheberrechten mit der Ergründung unserer Kultur gleichzusetzen ist, verspricht die diesjährige Teilnahme an der Buchmesse, das kreative und dynamische Image der italienischen Verlagslandschaft zu stärken. Ein gemeinsames Ziel, das nicht nur durch die 9 Aktivitäten im italienischen Pavillon verfolgt wird, sondern auch durch Treffen und Gespräche am gemeinsamen Messestand, der von der ICE-Agentur für die Förderung im Ausland und die Internationalisierung italienischer Unternehmen in Zusammenarbeit mit dem Italienischen Verlegerverband-AIE organisiert wird, und an dem zahlreiche Verlage und regionale Einrichtungen teilnehmen werden. Entscheidend für zusätzliche Dynamik bei der Internationalisierung des italienischen Verlagsmarktes im Zuge der 66. Ausgabe der Buchmesse werden einzelne Anreize für fremdsprachige Übersetzung literarischer Werke sorgen, die vom italienischen Ministerium für auswärtige Angelegenheiten und internationale Zusammenarbeit (MAECI) und vom italienischen Ministerium für Kultur (MIC) über Ausschreibungen des Zentrums für Bücher und Lesen (CEPELL) gefördert werden. Gerade im Hinblick auf die diesjährige Buchmesse wurde auf entsprechenden Beschluss in den Ausschreibungen 2023 und 2024 der deutschen Sprache besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Aus den Daten des MAECI und des MIC geht hervor, dass dieses Programm allein in den vier Jahren zwischen 2020 und 2023 zur Finanzierung von 173 Werken in deutscher Sprache geführt hat, was etwa einem Viertel der gesamten deutschen Übersetzungen italienischer Werke entspricht, die in Deutschland veröffentlicht wurden.
Gemeinsame Anstrengungen
Sämtliche Maßnahmen hinsichtlich der Teilnahme Italiens als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse, die vom Außerordentlichen Beauftragten der Regierung Mauro Mazza koordiniert wurden, sind das Ergebnis gemeinsamer Anstrengungen, an denen gleich mehrere Institutionen beteiligt waren: das italienische Ministerium für Kultur, das italienische Ministerium für auswärtige Angelegenheiten und internationale Zusammenarbeit, das italienische Ministerium für Landwirtschafts-, Ernährungs- und Forstpolitik, die Botschaft Italiens in Berlin, der Italienische Verlegerverband AIE, die ICE Agentur für die Förderung im Ausland und die Internationalisierung italienischer Unternehmen sowie das Zentrum für Bücher und Lesen.