BERNHARD HOETGER – ZWISCHEN DEN WELTEN Regie: Gabriele Rose (BRD) Hoetgers Werk wie das architektonische sind schwer fassbar. Er hat keinen durchgängigen Stil. Immer wieder wechselt er Formensprache und Aufgabenfelder


Kinostart bundesweit ab 25. Juli 2024: Seine Bauwerke und Plastiken erregen heute noch Aufmerksamkeit, ihr Erschaffer ist jedoch nahezu vergessen: der Bildhauer und Architekt Bernhard Hoetger. Der 90minütige Kinofilm von Gabriele Rose erzählt das Schicksal dieses eigenwilligen Künstlers. Hoetger wird verkörpert von dem Schauspieler Moritz Führmann. An seiner Seite spielen unter anderem Florian Lukas als Heinrich Vogeler, Katharina Stark als Paula Modersohn-Becker und Ulrich Gebauer als Ludwig Roselius.

Sprache: Deutsch; Filmdauer: ca. 90 Minuten; Genre: Doku-Fiktion; Produktionsland/ -Jahr Deutschland / 2024;

Filmwebsite: Bernhard Hoetger – Zwischen den Welten | Kinescope Film   und  Bernhard Hoetger – Zwischen den Welten (farbfilm-verleih.de)

Hoetger zählt zur Avantgarde des frühen 20. Jahrhunderts. Zahlreiche Mäzene kann er für sich gewinnen. So lässt Ludwig Roselius von ihm Teile der Bremer Böttcherstraße entwerfen. In Worpswede prägt er das Bild, das die Besucher heute mit dem Künstlerdorf verbinden. Hoetger verschlägt es Mitte der 1920er Jahre auf einen ›nordischen‹ Weg. Es fragt sich, inwieweit Hoetger mit seinen unsteten Gesinnungen, die ihn ins Abseits lenken, Anerkennung und sein Künstlertum verspielt hat? Wie ein Lindwurm der Kunstgeschichte der sich zu behaupten weiß ohne wirklich je Position zu beziehen. Es gehört schon einiges an Einfühlungsvermögen und Verständnis in das Werk aus Sicht des Betrachters. Ist das Werk Hoetgers als freischaffender Künstler oder als Willensmensch mit Gesinnung zu verstehen, dessen Größe vielleicht besser mit Lokalkolorit zu umschreiben wäre, eine auf die Umsetzung gewisser Ideen beruhende Intention? Hierzu würden seine visionären Baupläne in Worpswede genauso wie Bauten der Böttcherstraße in Bremen gehören. Beeindruckend ist die expressionistische Vielfalt, die zu seiner Zeit so sehr auf gesellschaftliche Ablehnung stieß, aus heutiger Sicht jedoch, den Duktus eigenwilliger Formensprache verrät, die einmalig und bewundernswert ist.  Seine von Feinheit gezeichneten manchmal fast maskenhaft wirkenden Skulpturen menschlich wirkender Wesen graziler Natur andere muskulös. Mehrere Typenserien wurden mit bildnischen Mitteln ausgeformt und in Variationen wiederholt.   

17. Große Kunstschau in Worpswede © Kinescope Film

In dem Film kommen Experten*innen und historische Weggefährt*innen (von Schauspieler*innen dargestellt) zu Wort, deren Schilderungen auf Originalzitaten der historischen Personen beruhen. So vermischen sich fiktionale Elemente mit dokumentarischen Aufnahmen, Archivmaterialien und Kunstwerken. Es entsteht ein facettenreiches Bild des Malers, Bildhauers und Architekten Bernhard Hoetger. 

Immer wieder wechselt er Formensprache und Aufgabenfelder: ein Stadtentwurf mit Anleihen an das alte Ägypten folgt auf Statuen von antiker Schönheit, urtümliche Bauten mit knorrigen Balken und höhlenartigen Innenräumen stehen neben expressionistischen Denkmälern und modernen Bauten in schönstem Art déco – all das erschafft Hoetger in weniger als drei Jahrzehnten. Gemeinsam mit dem befreundeten Künstler Heinrich Vogeler prägt Hoetger in Worpswede das Bild des Ortes, das die Gäste auch heute mit dem Künstlerdorf verbinden. 1914 kauft Hoetger in Worpswede ein reetgedecktes Haus mit Grundstück – den Brunnenhof. Wenige hundert Meter entfernt vom Wohn- und Arbeitshaus von Heinrich Vogeler – genannt Barkenhoff.

Bernhard Hoetger im Atelier © Kinescope Film

Am 4. Mai wäre Bernhard Hoetger (1874 – 1949) 150 Jahre alt geworden! Ein Grund, dieses Jahr kunsthistorisch diesem Künstler zu widmen. Neben dem Film BERNHARD HOETGER – Zwischen den Welten (produziert von der Bremer Produktionsfirma Kinescope Film), bietet eine Jubiläumsausstellung der Worpsweder Museen unter dem Titel ›Bernhard Hoetger. Zwischen den Welten‹ eine weitere großartige Möglichkeit, dem Künstler und seinem Œuvre zu begegnen. Kinofilm und Ausstellungs-Ensemble ergänzen sich dabei wunderbar und versuchen, sich Bernhard Hoetger, der zu seinen Lebzeiten ein gefeierter wie stark umstrittener Künstler war, auf ihre Weise zu nähern.