Der japanische Architekt Kengo Kuma und die griechische Fotografin Erieta Attali arbeiten seit über zwanzig Jahren zusammen. Ihre gemeinsame Arbeit ist geprägt von einem gemeinsamen ästhetischen Verständnis von Architektur, Raum und visueller Wahrnehmung. Sowohl in Kumas Bauten als auch in Attalis Fotografien verschmelzen Innen- und Außenräume und lösen sich ineinander auf. Beide eint die Vorstellung, dass räumliches Erleben flüchtig ist, vom Rhythmus des Tages und der Jahreszeiten geprägt ist und so den gebauten Raum zu einem Medium macht, das sich in die Landschaft hinein ausdehnt und Menschen dazu anregt, ihre Vorstellung von räumlichen Grenzen zu hinterfragen.
Attalis Fotografien gehen weit über die Dokumentation von Architektur hinaus. Sie konzentriert sich auf die Beziehung zwischen Architektur und der sich ständig verändernden Umwelt. Raum und Landschaft werden durch ihre Bildsprache neu geordnet. Attali, die ihre Karriere als Archäologie- und Landschaftsfotografin begann, hat in den letzten zwei Jahrzehnten ein umfangreiches Werk geschaffen. In diesem von Koma Amok kongenial gestalteten Buch werden Kumas architektonische Ideen von Attali so interpretiert, dass durch den Akt der fotografischen Übersetzung eigenständige Kunstwerke entstehen, die in diesem ganz besonderen Buch/Objekt ihre ganze Kraft entfalten können.
Architekturskizzen und Zitate von Kuma sind zwischen Attalis Fotografien eingebettet und geben tiefe Einblicke in das in den letzten zwanzig Jahren entstandene Werk. Mit einem Aufsatz von Barry Bergdoll, Leiter der Abteilung für Kunstgeschichte an der Columbia University und ehemaliger Kurator für Architektur und Design am Museum of Modern Art, stellt diese Publikation das Werk von Kuma und Attali in den Mittelpunkt des zeitgenössischen Architekturdiskurses.
Die Auswahl umfasst neben bekannten Bauwerken auch eine Reihe kleinerer, noch nie gezeigter Werke aus Europa, den USA und Japan. Darunter sind das Glass Wood House, New Canaan, USA; das Mediationshaus, Krün, Bayern, Deutschland; das Wasserglashaus, Atami, Präfektur Shizuoka, Japan; Sunny Hills, Tokio, Japan; und das Coeda House, Präfektur Shizuoka, Japan.
Kengo Kuma – Mirror in the Mirror
Erieta Attali
Essay Barry Bergdoll und Mimmo Jodice
Anmerkungen Kengo Kuma
Hartmann Books, Stuttgart
1. Auflage, 2024
264 ungezählte Seiten, ca 140 illustrations and 6 drawings
Sprache: English
Design: KOMA AMOK, Stuttgart
Format: 22 x 28 cm
Behältnis 22 x 30 x 2 cm
ISBN: 978-3-96070-074-6
DAM Jurybegründung:
Eine auf den ersten Blick recht unscheinbare, mit Klammern zusammengehaltene Pappschachtel, einfarbig bedruckt mit einem kontrastreichen Schwarzweiß-Bild. Darin, ebenso unprätentiös, ein mit einem schwarzen Faden simpel zu einer einzelnen Lage geheftete Broschur, nur an den beiden kurzen Seiten beschnitten. Der Inhalt: Kengo Kumas faszinierende Bauten, seit über 20 Jahren ebenso faszinierend in Szene gesetzt von der Architekturfotografin Erieta Attali.
Der Umschlag und die Kapiteltrennerseiten bestehen aus schwarz durchgefärbtem, nicht besonders starkem Papier und sind mit einer silbernen Sonderfarbe bedruckt. In starkem Kontrast dazu das sehr dünne, leicht transluzente Inhaltspapier, auf welchem die teils farbigen, teils schwarzweißen Fotografien im cineastischen Querformat (Seitenverhältnis 1:2) stehen. Unterbrochen werden die Bildstrecken von Zitaten und Skizzen des Architekten, geschickt platziert, um den »Lese«fluss aufzulockern. Trotz seiner 268 Seiten wirkt das Buch äußerst leicht und filigran, woran das minimalistische und sehr durchdachte Layout ebenfalls einen großen Anteil hat. Dieser großartige Bildband, der gar kein »klassischer« Bildband sein möchte, überzeugt gleichzeitig durch Understatement und kraftvolle Eleganz von der ersten bis zur letzten Seite.
Siehe auch: DAM Architectural Book Award 2024 für die zehn besten Architekturbücher