Paderborner Glasmalerei erobert die Welt


Die Kunstform der Glasmalerei ist längst über ihre sakrale Herkunft hinausgewachsen. Künstlerisch gestaltete Fenster und gläserne Kunstwerke zieren weltweit prestigeträchtige Gebäude und öffentliche Plätze, oft Transitorte. Deutschen Handwerksbetrieben kommt eine gesonderte Rolle zu.

Im Flughafen von Hong Kong können Reisende zwei riesige künstlerisch gestaltete Glasflächen bestaunen. Zusammen messen sie 476 Quadratmeter und bestehen aus 117 einzelnen Glasscheiben. Die Nachfrage ist stetig hoch, sagt Peters. „Mit der Glasmalerei erhalten Orte sehr einfach einen hohen Widererkennungswert sowie einen sehr eigenen, warmen und einladenden Charakter.“

Nachfrage in Nordamerika

Da sich die Glasproduktion und die Bearbeitungstechniken stetig weiterentwickeln, erschließen sich auch für die Glasmalerei immer neue Orte. Für die University of Minneapolis schuf das Paderborner Unternehmen eine knapp 25 Meter lange Glasspirale, die sich über fünf Stockwerke erstreckt.

Große Glasmalereibetriebe sind ein deutsches Phänomen, erklärt Jan Peters, Geschäftsführer des Paderborner Unternehmens Glasmalerei Peters, das rund 60 Mitarbeitende beschäftigt. Viele der großen, aufwendigeren Glasmalereien weltweit stammen daher aus Deutschland. So zieren Glasmalereien aus Paderborn bereits Gebäude in Australien, Hawaii und vielen Ländern Südostasiens. Doch gerade in Nordamerika erlebt die Glasmalerei aktuell eine hohe Nachfrage.

“Outlook” von Diane Carr. Broadway station on N line, New York City Transit MTA. Auftraggeber: MTA Arts & Design., Foto (c) Etienne Frossard

Mit dem bekannten New Yorker Künstler Alex Katz setzten die Paderborner das Projekt „Metropolitan Faces“ um. Mit einer Mischung aus Malerei und Airbrush übertrug die Glasmalerei Peters die Bilder des Künstlers auf Glas. Die Kunstwerke zieren nun die U-Bahn-Station 57th Street Station in New York. Zahlreiche weitere Stationen in New York, Chicago und im kanadischen Toronto wurden bereits durch Glaskunstwerke aus Paderborn verschönert.

Werksattaufnahme. Metropolitan Faces (2018) © Alex Katz. NYCT 57th Street Station. Auftraggeber: MTA Arts & Design, Foto (c) André Heinermann
Metropolitan Faces (2018) © Alex Katz. NYCT 57th Street Station. Auftraggeber: MTA Arts & Design, Foto (c) Etienne Frossard

Aktuell arbeitet der ostwestfälische Handwerksbetrieb an zwei weiteren Projekten in den USA mit den Künstlern Martin Donlin und George Bates, die zwei U-Bahnhöfe in Washington D.C. aufwerten sollen. Doch auch in Deutschland ist die Glasmalerei gefragt. Den unterirdischen Teil des Bonner Hauptbahnhofs gestaltet die Ostwestfalen aktuell neu nach dem Entwurf „Metropolis“ der Künstler Heike Weber und Walter Eul.

Heike Weber & Walter Eul – „Metropolis“ Bonner U-Bahnhof, Foto (c) Glasmalerei Peters Studios

„In dem wir die Kunst in öffentliche Alltagsplätze integrieren, machen wir sie für alle zugänglich. Es entstehen urbane Museen“, erklärt Jan Peters. Ein positiver Nebeneffekt: Künstlerisch gestaltete Transitorte leiden seltener unter Vandalismus, erklärt der Paderborner.

Orchester für die Künstler

In den ersten beiden Generationen waren die Peters noch selbst als Künstler aktiv. Die zahlreichen Paderborner Kirchen, Kapellen und Kloster boten viele Aufträge. Ab der dritten Generation konzentrierte sich der Handwerksbetrieb darauf, die Entwürfe anderer Künstler auf Glas zu übertragen. Die Glasmalerei Peters verstehe sich als „Orchester für die Künstler“, erklärt Jan Peters. Viele der Künstlerinnen und Künstler sind fachfremd und haben noch nie mit Glas gearbeitet. Die Expertinnen und Experten des Handwerksbetriebs entscheiden dann zusammen mit den Künstlern, welche Techniken kombiniert werden, um den Entwurf möglichst originalgetreu einzufangen.

„Glasmalerei lässt sich mit Aquarellen vergleichen. Wir tragen in mehreren Schichten und mit unterschiedlichen Techniken wie Airbrush, Digitaldruck oder klassischer Malerei die Farben auf“, erklärt Peters. Dafür eignen sich alle gängigen Glasarten. „Um die Kunst bestmöglich zu schützen, verarbeiten wir das verzierte Glas weiter zum Beispiel zu Verbundsicherheitsglas oder Hurricane Proof Glass.“ In den Brennöfen des Betriebs lassen sich Scheiben bis zu einer Länge bis zu sechs Metern verarbeiten, formen und härten.

Trotz der hohen Nachfrage für nicht säkulare Gebäude, nehmen die Restaurierungen und Neuanfertigungen für Fenster in Kirchen, Kapelle und Dome weiterhin ein gewichtigen Anteil der Aufträge ein. So entwickelte die Glasmalerei Peters unter anderem neue Fenster für die berühmte Kathedrale Notre-Dame von Chartres in Frankreich.

Meldung: Wirtschaftsförderungsgesellschaft Paderborn mbH, Paderborn

Print Friendly, PDF & Email