EIN GLÜCKSFALL Regie: Woody Allen (Frankreich) romantisch inszenierter Thriller der nur einem Motiv nachgeht: Eifersucht ohne jedes Aufsehen damit zu erregen


Bundesweiter Kinostart ab 11. April 2024: Fanny und Jean sind das perfekte Ehepaar – beide haben Erfolg im Beruf, leben in einer prächtigen Wohnung in einem exklusiven Viertel von Paris und scheinen noch genauso verliebt zu sein wie am ersten Tag. Doch als Fanny zufällig ihren ehemaligen Klassenkameraden Alain trifft, ist sie hin und weg. Bald darauf sehen sie sich wieder und kommen sich immer näher, was nicht ohne Auswirkungen bleibt. Eine Weile läuft alles so wie bisher weiter. Durchgängige Selbstsicherheit, dadurch fällt der Woody-Allen-Film auf, nahtlos scheint die Affäre ihren Lauf zu nehmen zuerst unbemerkt vom unbescholtenen Ehemann. Umgeben von herrlichem Ambiente und großstädtischem Flair in abgesicherter Umgebung des wohlhabenden Bürgertums. Eine Schlafzimmereinrichtung nach der anderen, stets ein schmales Interieur, reiht sich aneinander immer gleich aufgeräumt und perfekt gestaltet. Die lässige Musik zum Film trägt dazu bei fließende Übergänge zu schaffen. Bis Ehemann Jean eines Tages seiner Frau Fanny mit Argwohn begegnet und eine Privatdetektei aufsucht, die Beschattung seiner Frau zu veranlassen. Das geschieht unbemerkt.

Weshalb Fannys Ehemann misstrauisch geworden ist, bleibt ein Rätsel. Anzeichen für einen potentiellen Liebhaber gibt es nicht im Leben der Eheleute. Erst die beauftragte Detektei bringt Licht hinter die Affäre, die in einer Pariser Mansardenwohnung ihr Zuhause gefunden hat. Stimmungsmäßig spielt sich das wie in einer französischen Komödie ab, die davon lebt, in Paris zu spielen. Der besondere Thrillereffekt in diesem Film dringt erst nach und nach hinter bürgerlicher Fassade an die Oberfläche. Doch dann wird die Gnadenlosigkeit von Fannys Ehemann erst richtig sichtbar, die Sache regeln zu wollen ohne viel Aufsehen zu erregen. Unauffällig verschwindet der missliebige Geliebte Fannys einfach von der Bühne und somit aus ihrem  Leben. Doch wie dem gnadenlosen Täter hinter die Schliche kommen, wenn niemand eine Ahnung hat? Das geschieht genauso komödiantisch inszeniert wie der gesamte Film. Wäre nicht Fannys Mutter und Vertraute in der Nähe und käme auf die Idee nachzuforschen. Fassade und Pariser Ambiente bestimmen den Inhalt, eine Gewissensfrage stellt sich nicht, nur das Motiv mit Namen Eifersucht und die Wahrung der bürgerlichen Ehre zählen in diesem Stück.

Inhalt

Jean (Melvil Poupaud) und Fanny (Lou de Laâge) lernen sich in Paris kennen, ein glamouröses, wohlhabendes Paar, das in einem prächtigen, typisch Haussmannschen Gebäude im westlichen Teil der Stadt lebt. Jean ist ein charismatischer, äußerst erfolgreicher Geschäftsmann, auch wenn einige seiner Freunde – ob aus Eifersucht oder zum Scherz – andeuten, dass er vom plötzlichen Tod seines Partners profitiert hat.

Denn Jean ist nicht nur charmant, sondern hat auch gern das Gefühl, die Dinge unter Kontrolle zu haben. Manchmal hilft er dem eigenen Glück auch auf die Sprünge. „Viele erfolgreiche Geschäftsleute haben das Gefühl, dass sie ihr Glück selbst bestimmen können und nicht dem Zufall ausgeliefert sind“, so der Regisseur. „Glück ist natürlich nicht alles, aber Jean ist so ein Kontrollfreak, dass er sich – wie wir schon früh herausfinden – möglicherweise in die Illegalität begeben hat, um seinen Partner loszuwerden.“

Nach einer schmerzhaften Ehe und der Trennung von ihrem ersten Mann fühlte sich Fanny zu Jean hingezogen, der stabil und verlässlich wirkte. „Dieser attraktive, wohlhabende Mann kam zu einem günstigen Zeitpunkt in ihr Leben, als sie sich verwirrt fühlte und Trost brauchte“, so Allen. „Sie ließ sich von ihm in einer Weise vereinnahmen, die großzügig und tröstlich für sie war. Es gefiel ihr, aber wenn sie ihn unter weniger stressigen Umständen kennengelernt hätte, hätte sie ihn vielleicht nicht unbedingt geheiratet.“

Fanny merkt allmählich, dass sie sich mit den oberflächlichen Freunden ihres Mannes nicht wohlfühlt und es langweilt sie, die Wochenenden auf dem Landsitz zu verbringen, um zu jagen oder Golf zu spielen. „Sie ist eine kluge, kultivierte junge Frau, die schon immer künstlerisch interessiert und davon ausgegangen war, einen Musiker, Maler oder Schriftsteller zu heiraten“, fügt der Filmemacher hinzu. „Tatsächlich hat sie ja auch einen Mann geheiratet, der sie künstlerisch stimulierte – und wenn ihr erster Ehemann kein Junkie gewesen wäre, wäre sie in der Welt der Kunst geblieben.“ Als sie auf der Straße zufällig ihren ehemaligen Klassenkameraden Alain (Niels Schneider) trifft, ist Fanny wie von Sinnen. Es ist nicht nur Alains Leidenschaft für sie, die sofort wieder aufflammt, sondern ihr wird auch immer deutlicher bewusst, dass sie nicht das Leben führt, für das sie bestimmt war, und dass sie für Jean zu einer Art Trophäe geworden ist, mit der er stolz in seinem Freundeskreis angeben kann. „Alain hat sehr wenig Geld und lebt in einer günstigen Dachgeschosswohnung, aber sein Lebensstil entspricht Fannys Bohemian-Spirit“, sagt Allen.

Filmwebsite: EIN GLÜCKSFALL

Produktionsnotizen

Genau wie Storaros Kameraufnahmen bieten auch die Orte und Viertel von Paris, die von den Figuren im Film besucht werden, einen idealisierten Blick auf die Stadt – den von Woody Allen. Auch hier ließ der Regisseur der Szenenbildnerin Véronique Mélery, die nie zuvor mit ihm gearbeitet hatte, viel Spielraum und gab ihr keine konkreten Vorgaben.

Für die Innenaufnahmen sah sich Mélery erneut MATCH POINT und MANHATTAN MURDER MYSTERY an, die eine Krimihandlung mit COUP DE CHANCE gemeinsam haben, um in die Atmosphäre der beiden Filme einzutauchen. Sie gibt jedoch zu, dass ihre kulturellen Bezüge anfangs ein wenig mit denen von Allen kollidierten. „Seine Vision von edlen Interieurs, die sehr amerikanisch war, war eine Herausforderung für meine eigene, sehr französische Vision von einem jungen Pariser Paar der High Society“, erzählt sie. „Aber Woody akzeptierte meine Darstellung und vertraute mir vollkommen.“

Für die Wohnung von Jean und Fanny, in der sich die makellose, attraktive Fassade des Paares widerspiegelt, suchten Mélery und ihr Team die Möbel auf dem berühmten Clignancourt-Flohmarkt, bei Pariser Antiquitätenhändlern und ausländischen Händlern, die originelle Stücke anboten, die zu der kosmopolitischen Kultur der Figuren passten. Die zahlreichen Kunstwerke, die in der Wohnung zu sehen sind, wurden entweder von der Crew selbst geschaffen – die sich von klassischen Stücken inspirieren ließ – oder von privaten Sammlern ausgeliehen. Die Restaurants, die im Film eine wichtige Rolle spielen, wurden ausgesucht, weil der Regisseur sie kannte und mochte. „Einige waren typisch für das Pariser Bistro, andere waren trendige Lokale mit Panoramablick auf die Stadt“, sagt Mélery. Andere Drehorte wurden in Anspielung auf das Hauptthema des Films eher zufällig gefunden. „Ich hatte das Guimet-Museum wegen der Ausstellungsgalerien und der Dachterrassen besucht, und wir gingen auch durch die Büroräume, nur um später nichts zu bereuen“, fügt sie hinzu. „Als ich die Archivboxen sah, wusste ich, dass wir die Location für das Büro des Detektivs gefunden hatten – man konnte sich ein Familienunternehmen vorstellen, in dem die Ermittlungsakten in all den Kisten sortiert waren, und das schon seit Generationen! Woody hatte ein eher bescheidenes Büro im Sinn, aber ihm gefiel die natürliche Schönheit des Ortes. Jeans Büro befand sich in demselben Gebäude, das wir ebenfalls ausgesucht hatten, weil es uns einfach so gut gefiel.

Cast
Fanny – Lou de Laâge
Camille – Valérie Lemercier
Jean – Melvil Poupaud
Alain – Niels Schneider


 

Crew
Regie/Drehbuch – Woody Allen
Produzenten – Letty Aronson
                           Erika Aronson
Co-Produzenten – Helen Robin
                                  Raphaël Benoliel
Leitende Produzenten – Adam B. Stern
                                            Warren Goz
Kamera – Vittorio Storaro
Szenenbild – Véronique Melery
Schnitt – Alisa Lepselter
Ton – Jean-Marie Blondel
Kostümbildnerin – Sonia Grande
Casting – Patricia Dicerto
                 Sandie Galan Perez
 

Originaltitel: Coup de Chance, Produktionland und -jahr: Frankreich 2023, Lauflänge: 93 Minuten, Genre: Thriller, Verleih: weltkino Filmverleih GmbH Kinostart: 11. April 2024, FSK: ab 12 Jahren

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