Interview mit Regisseur Pablo Larraín EMA (2019)


Pablo Larraín gehört zur neuen Generation chilenischer Regisseure, die weltweit große Erfolge feiern. Zusammen mit seinem Bruder, Juan De Dios Larraín, gründete er die Produktionsfirma Fabula, die neben den eigenen auch Filme anderer Regisseure produziert und damit ein wichtiger Akteur in der Erfolgsgeschichte des neuen chilenischen Kinos ist. Pablo Larríns Filme sind geradeheraus, politisch und in ihrer Kritik an seinem Land nicht zimperlich. In seiner Chile Trilogie über die Zeit der Militärdiktatur unter Augusto Pinochet setzt er sich mit diesen dunklen fünfzehn Jahren chilenischer Geschichte auseinander: Von 1973 (die letzten Tage von Salvador Allendes Präsidentschaft in POST MORTEM, 2010) über 1978 (der Höhepunkt von General Pinochets Regimes des Terrors in TONY MANERO, 2008) bis zu 1988 (die letzten Tage Pinochets in NO, 2012). Es sind eindrückliche, oft schmerzhafte Porträts seines Landes, die er meist aus einer ungewöhnlichen Perspektive heraus zeichnet, um damit punktgenau ins Schwarze zu treffen.

In POST MORTEM ist es die ungleiche, zerstörerische (Anti –) Liebesgeschichte eines Mitarbeiters im Leichenhaus, in de m sich kurz vor dem Militärputsch die Leichen zu stapeln beginnen. In NO ist es ein Werbefachmann, der von der Opposition ausgewählt wird, eine Kampagne gegen die Wiederwahl Pinochets zu entwickeln. In seinem finsteren Meisterwerk DER CLUB werden Priester, die „gesündigt“ haben, in ein Strandhaus abgeschoben, um keine Stellung zu ihren Taten beziehen zu müssen. Mit chirurgischer Präzision platziert Larraín dabei seine Nadeln in der Wunde der Geschichte und treibt sie Schritt für Schritt immer weiter hinein.

DER CLUB wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Silberne Bär Großer Preis der Jury der Berlinale 2015. NO, der 2012 auf dem Filmfestival in Cannes seine Premiere feierte, war 2013 der erste chilenische Film überhaupt, der für einen Os car ® ins Rennen ging. Mit den Nominierungen seiner beiden folgenden Werke, NERUDA und JACKIE (beide 2016), für die Golden Globes und im Fall von JACKIE darüber hinaus auch für einen Oscar ® , führte Larraín seinen internationalen Erfolg weiter fort.

Wann entstand Ihr Interesse am Reggaeton Tanz?

Bevor ich mich mit diesem Film beschäftigte, hatte ich kein spezielles Interesse an Reggaeton.Aber im Verlauf der Arbeit am Film ist mir dieser Tanz und Musikstil immer näher gekommen. Ich kann verstehen, warum die gesamte junge Generation Chiles, von de r ich im Film erzähle, auf diese Musik abfährt . Reggaeton hat einen Rhythmus, der alles durchdringt so wie alle starken popkulturellen Elemente. Du bist hier und du bist gezwungen damit zu leben. Es ist eine kulturelle Praxis, die ihre eigene ethische un d ästhetische Existenz hat. Sie begann mich immer mehr zu interessieren. Im Moment liebe ich sie fast.

Beschreiben Sie Ihre Heldin Ema in Ihren eigenen Worten. Was will sie vom Leben?

Ema ist ein Paradigma: Sie ist eine Figur bestehend aus vielen Persönlichkeiten. Sie ist Tochter, Mutter, Schwester, Ehefrau, Liebhaberin und Anführerin. Sie ist sehr stark und präsentiert eine markante, schöne Art der Femininität. Sie betreibt einen Individualismus, der auf ihre Umwelt fast unerbittlich und absolut wirken m uss. Sie weiß sehr genau, was sie will und sie ist überdies auch fähig, alle um sich herum zu verführen und ihr Schicksal selbst zu gestalten. Sie will Mutter sein und eine Familie haben. Vielleicht ist das, was sie am meisten bewegt und motiviert, die Lie be. Beschreiben Sie Emas und Gastóns Dynamik. Was bindet sie aneinander? Sie sind ein Paar, das viele Gemeinsamkeiten hat: Ihren Beruf, ihre kulturellen Interessen, das Tanzen. Sie verbindet eine tiefe Liebe. Ich glaube, sie wirken nur von außen wie ein dysfunktionales Paar, aber am Ende zeigt sich, dass sie zusammengehören. 

Wo fanden Sie Ihre weibliche Hauptrolle Mariana Di Girolamo?

Ich sah ein Bild von Mariana in einer Zeitung. Ich wollte sie kennenlernen und traf sie in einem Café. Bereits nach zehn Minuten Gespräch bot ich ihr dann die Titelrolle des Films an. Sie hat etwas Rätselhaftes an sich, das mich sehr beeindruckt hat, ein starkes Mysterium. Sie ist eine Person mit vielen Schichten intellektuell, physisch, sinnlich. Man kann sie aus vie len Blickwinkeln her sehen und lesen. Mariana macht etwas sehr Starkes mit E ma: sie wird zu einem Vehikel, zu dieser elektrisierenden Pop Punk Energie des Films, welche die Zuschauer verführt, sich auf unbekannte Pfade vorzuwagen, die aufregend, provokant und fesselnd sind.

Sie sind für Ihre „Autopsien der Vergangenheit“ bekannt. Ist Ihr jüngster Film eine Autopsie der Zukunft?

Ich denke nicht, dass der Film eine Autopsie der Zukunft ist. Er ist eher ein Zeugnis der heutigen Zeit. Die Leute aus der Genera tion, die der Film behandelt, sind in diesem Jahrhundert geboren oder gegen Ende des vergangenen, und sie gehören einer neuen Generation an, die ohne falsche Befangenheit zu tanzen weiß. Sie drücken sich durch ihre Körper und durch Musik in einer Art aus, die komplett anders ist, als die meiner Generation . Dies ist mein erster Film, der im heutigen Chile spielt, in dem ich von einer Generation spreche, die nicht meine eigene ist. Es war ein sehr erhellender und faszinierender Prozess.

War die Arbeit mit Gael Gracía Bernal diesmal anders als bei den vorangegangenen Filmen?

Gael ist einer der stärksten spanisch–sprechenden Schauspieler, die es aktuell gibt. Er ist ein sprechenden Schauspieler, die es aktuell gibt. Er ist ein geerdeter Typ, brillant und ein großartiger Freund. Auf seine Art ist er ein Genie. Es ist geerdeter Typ, brillant und ein großartiger Freund. Auf seine Art ist er ein Genie. Es ist immer immer wieder ein Vergnügen und eine Ehre mit ihm zu arbeiten.wieder ein Vergnügen und eine Ehre mit ihm zu arbeiten.

Was würden Sie sich wünschen, was die Zuschauer von diesem Film mitnehmen?

Ich weiß nicht, was der Zuschauer aus dem Film mitnehmen wird, weil der Film kein in sich geschlossenes Stück ist. Dgeschlossenes Stück ist. Der Film gibt Raum, einen Riss, durch den der Zuschauer eindringen und er Film gibt Raum, einen Riss, durch den der Zuschauer eindringen und auch wieder austreten kann, so dass jeder den Film auf der Grundlage seiner eigenen Biographie auch wieder austreten kann, so dass jeder den Film auf der Grundlage seiner eigenen Biographie lesen kann. Dadurch wird EMA für jeden Einzelnen zu einem anderen Film.lesen kann. Dadurch wird EMA für jeden Einzelnen zu einem anderen Film.

Filmografie (Auswahl)  
2019
2016
2016
2015
2012
2010
EMA
JACKIE
NERUDA
DER CLUB
NO
POST MORTEM

Quelle: Koch Films

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